Ob Chicagoblues, Anklänge an Zydeco, Texas oder jazzigen Blues von der kalifornischen Küste: Lightnin‘ Willie nutzt sämtliche regionalen Spielarten, um ein Album zu formen, dass genau ein Versprechen hält: Just Blues! Der von Texas nach Kalifornien ausgewanderte Songwriter und Gitarrist ist ein ausgewiesener Geschichtenerzähler und gleichzeitig ein Showman, der so ziemlich jedes Publikum zum Tanzen bringen dürfte.
Ach, was waren das noch für Zeiten, wo man schwarzgebrannten Whiskey für einen Dollar pro Krug bekommen konnte, wo es Frauen gab, die für einen Kuss einen Dollar verlangten. Doch diese Zeite sind wohl endgültig vorbei. Mit einem klassischen Chicagoblues inklusive rollendem Piano eröffnet Lightnin Willie sein bislang achtes Album. Hier ist nichts poliert, die Musik hat Ecken und Kanten. Die Stimme ist rauh und verlebt und doch verletzlich und voller Sehnsucht. Für einen solchen Opener braucht es einen tollen Songwriter! Und Lightnin Willie ist eben genau dies und mehr.
Er singt über betrügerische Frauen, Liebesbeziehungen, die man niemals wirklich loswird, Abschiedsbriefe an der Wohnungstür. Hier wird das private Glück und Unglück ausgebreitet mit einer Herzenswärme, dass jeder Zuhörer sofort seine eigenen Schmerzen und Sehnsüchte zum Vergleich erneut nachfühlt und vielleicht durch die heilende Kraft der Musik Erleichterung findet. Genau: Das ist ein Album, dass man prima als Hausmittel gegen jeglichen Seelenschmerz einsetzen kann. Man weint ein wenig, tanzt ob allein oder mit Freunden und wacht am nächsten Morgen erschöpft und erleichtert wieder auf.
Produziert hat dieses Kleinod von einem Bluesalbu Pat Anderson. Und er hat der Musik genau die nötige Dosis Dreck, die entscheidenden Kanten und die Rauhheit gelassen, die guter Blues braucht. Hier wurde nichts poliert, hier wurde ehrliche und von Herzen kommende Musik so auf Band gebannt, dass sie so lebendig wirkt wie in einem kleinen Club um die Ecke.