Nach dem Interview mit Jesper Munk vor dem Konzert (in unserer Maiaiusgabe) waren wir gespannt, wie viele Zuhörer sich im Festivalzelt einfinden und vor allem wer sich da so alles einfindet. Bereits am Parkplatz des Venue war klar, dass das keine weibliche Teenieveranstaltung wird. Da marschierten gesetzte Männer und reife Frauen zum Marsch auf den Irschenberg ein, welche die Eltern der fälschlicherweise angenommenen Teenies sein könnten.
Jesper Munk beim Irschenberg-Festival. Text: Mario Bollinger, Fotos: Christophe Rascle
Das Irschenberg-Festival veranstaltet mehrere Konzerte in einem eigens von der Kaffeerösterei Dinzler aufgestellten Zirkuszelt. Die Umgebung ist toll, wenn man statt auf die Salzburger Autobahn lieber auf den Wendelstein schaut.
Das Zelt füllt sich langsam und ich würde sagen, dass es fast ausverkauft war. Unter lauten Applaus kamen nun Jesper Munk und seine Band auf die Bühne. Das ist Louis von Stebut an der 2. Gitarre und dem Keyboard, Schlagzeuger Clemens Finck von Finckenstein und zu meinem Erstaunen nicht Rainer Germann sondern Sasseh Söllner Bobo am Bass. Das Intro kam gleich gewaltig – ich liebe es, wenn das Intro nur über ein oder zwei Akkorde geht, leicht improvisiert wird und Druck aufgebaut wird. Dann startet Jesper mit einigen unbekannteren Nummern. Das Publikum ist und bleibt begeistert. Von den Damen und Herren meist über 30 höre ich immer nur einen Satz: Der ist phantastisch! Mit weit weniger Soundeffekten als auf der CD „Claim“ und mit Louis von Stebut am Keyboard klingen die Songs einfacher und noch ehrlicher. Aber wie auch auf der CD gefallen mir die swingenden Nummern besser als die Stücke mit der überzeichneten Stimme von Jesper Munk.
Während der kleinen Spielpause nach dem ersten Set, in der Jesper auch durchs Publikum flitzend zu sehen ist, habe ich Gelegenheit, mit seinem Tourmanager Michael Facchini zu reden. Er sieht für Jesper Munk den Point of Return weit überschritten, soll heißen, dass das Unternehmen Jesper Munk so viel Fahrt aufgenommen hat, dass er voll beim Durchstarten ist. Er begleitet Jesper Munk auf Tour immer größeren Spielsälen, die er mit seiner Musik, seiner Authentizität und seiner Wirkung auf das Publikum füllt. Für ihn sind diese jungen Musiker noch ungeschliffene Diamanten, die insgeheimen noch schüchtern auf der Bühne agieren. Das Publikum will nicht nur mit Musik unterhalten werden, sondern auch mit Show. Ein gelegentliches Prost mit der Bierflasche in der Hand ist der erste Schritt, sich dem Publikum auch auf diese Weise zu nähern.
Jesper ist kein Virtuose auf der Gitarre, aber er zelebriert sein Gitarrenspiel. Wenige Töne, eher Standardtonfolgen aber mit einer Intensität eines alten Bluesmusikers. Und genau das ist es, was seinem Publikum gefällt. Ich höre an dem Abend mehrmals von den Leuten: „Das ist ein Klasse Musiker“
In der zweiten Hälfte spielt Jesper Munk nun auch die ruhigeren und jazzigen Nummern. Bei dem Song „Morning Coffee“ versucht er noch eine Brücke zum Locationbetreiber zu schlagen, scheitert damit aber kläglich und selbst peinlich berührt, weil es wahrscheinlich nicht zu seinem Bühnenrepertoire gehört, für einen Unternehmen ein paar werbende Worte zu finden. Das Publikum honoriert aber den Versuch mit Applaus und schon ist Jesper Munk wieder aus dem Schneider: „Danke, Ihr wisst schon, was ich meine“. Mit solchen kleinen Dingen kann Jesper aber punkten.
Selbstverständlich geht das Konzert nicht ohne Zugabe zu Ende. Jesper kommt zunächst allein auf die Bühne zurück und begleitet sich selbst am Klavier zu einem Tom Waits Song. Hier macht sich das im Interview erwähnte Klavierfortbildung bemerkbar.
Die Zugabe gipfelt in die Einladung an seinen Tourmanager Michael Facchini, ihn mit seiner Harp zu begleiten. Michael erzählte mir in der Pause, dass er damit dem Jesper animieren möchte, mehr Show auf die Bühne zu bringen. Und tatsächlich kocht der Saal, als Jesper Munk zusammen mit Michael eine Nummer über „This is Hip“ improvisierte und Michael mit der Harp den Saal zum Sieden brachte. Mit der tollen Nummer „Drunk on You“ aus Jesper Munks Erstlingswerk „For in my way it Lies“ schaffte Jesper es etwas holprig sogar, das Publikum zum Mitsingen zu animieren. Ja, das Showbiz muss oder kann gelernt sein. Wer die Jesper Munk Konzerte verpasst hat, kann sich ja unsere drei Videos vom Irschen-Bergfestival anschauen, phantastische Möglichkeiten, einen jungen Menschen auf dem Weg zum reifen Musiker zu beobachten.