Nachdem „Roots“ für meine Ohren nicht das erwartete großartige Album war, war ich ein wenig skeptisch, als er eine Fortsetzung dieses Konzepts der Rückschau durch die Bluesgeschichte mit musikalischen Freunden ankündigte. Doch „Step Back“ ist wirklich ein wundervolles Abschiedswerk von Johnny Winter geworden. Als Gäste hatte er unter anderem Eric Clapton, Ben Harper, Billy Gibbons (ZZ Top), Dr. John, Joe Bonamassa und Brian Setzer geladen.
Der Start lässt schon mal aufhorchen: Ist Johnny Winter auf seine alten Tage noch zu Joe Cocker mutiert? Jedenfalls klingt seine Version von „Unchain My Heart“ vorangetrieben von der Horn-Section der Blues Brothers verdächtig nach Cocker. Aber genau so einen unerwarteten Beginn braucht „Step Back“, um sofort die Aufmerksamkeit zu fesseln. Winter singt hier voller Kraft und lässt keine Müdigkeit erkennen.
Gemeinsam mit Ben Harper und Paul Nelson rockt er sich dann in typischer Winter-Manier durch „Can‘t Hold Out (Talk To Me Baby)“. Das ist wieder der klassische Texas-Blues Winters mit feinen Slide-Einlagen von allen drei Gitarristen. Auch beim Zusammenspiel mit Clapton bei „Don‘t Want No Woman“ herrschen die rauhen und rockigen Töne vor – und beide haben gehörig Spaß dabei gehabt, sich die Ideen zuzuspielen. Mit Joe Bonamassa wird ein feiner Slow-Blues zelebriert, der dank Bläsern wie Blue Lou Marini und Tom Bones Malone noch das gewissen Extra erhält.
Billy Gibbons, Joe Perry, Leslie West passen eher in die rockige Komfortzone Winters und sorgen für unterhaltsame Nummern ohne allerdings zu sehr zu überraschen. Das gelingt Winter eher ohne Gästeschar, wenn er mit seiner letzten Tourband eine entspannt groovende Fassung von „Killing Floor“ spielt oder ohne Handbremse durch „Who Do You Love“ jagt. Wundervoll und gar nicht alltäglich ist das entspannte Grooven mit Dr. John bei „Blue Monday“ oder der fetzige „Okie Dokie Stomp“ mit Brian Setzer und wiederum großartig aufgelegten Bläsern der Blues Brothers.
„Step Back“ ist ein sehr gutes Album, das den Blues in seiner ganzen Bandbreite voller Spielfreude zelebriert. Schöner kann man Johnny Winter kaum in Erinnerung behalten!