Eine musikalische Rückbesinnung auf seine Kindheit in Mississippi ist John Primers neues Album „Blues on Solid Ground“ geworden. Und damit auch eine musikalische Autobiografie mit der Intimität einer spontanen Wohnzimmersession.
Klar, John Primer wird man immer zuerst mit Willie Dixon und Muddy Waters in Verbindung bringen. Erst bei Dixons All-Stars und später in der letzten Band von Waters war er der solide Gitarrist im Hintergrund. Doch heute dürfte er einer der wesentlichsten Bewahrer des klassischen Chicago-Blues der 50er und des Mississippi-Blues der 40er sein.
„I really don’t try to change the blues I just try to keep it original“, schreibt er in den Liner Notes zu „Blues on Solid Ground“. Und original meint: Hier ist ein musikalischer Rahmen, ein Klangideal, das seit Jahrzehten eine vertraute und geliebte Heimat ist. Und in dieser Heimat erzählt Primer dann seine Geschichten. Er erzählt von der Jugend damals in der Hütte, wo kaum jemand genug Platz hatte, von der Armut und der Sehnsucht danach, rauszukommen. Und natürlich erzählt er von der Liebe ebenso wie vom Umherziehen, wie es die Bluessänger schon immer getan haben. Aber das sind Primers heutige Geschichten, das ist ein wenig so wie die abendlichen Erzählungen am Kamin aus der Jugend. Und genau so klingt es auch: Hier ist der Blues spontan und nicht auf Elektrizität oder gar technische Rafinessen abgestelt. Gitarre, Klavier und Mundharmonika – viel mehr brauchen die Lieder nicht. Mich persönlich erinnert das immer wieder an die ersten Aufnahmen, die Muddy Waters in Chicago gemacht hat, bevor in Chess wirklich mit kompletter Band im Studio losrocken ließ. Und genauso spannend und faszinierend sind auch Primers Songs heute.
Veröffentlicht hat er „Blues on Solid Ground“ auf dem eigenen Label „Blues House Productions“. Das gab ihm die Möglichkeit, das Album eben so intim zu gestalten wie er es haben wollte, so ganz ohne Glanz und Brimborium. Es sollte so klingen, als wäre er in unserer Küche zum Singen. Und das ist eine Besonderheit, die man nicht genug loben kann: Primers Geschichten kann man endlos lauschen.