Wenn man davon ausgeht, dass zum Singen von Blues Lebenserfahrung notwendig ist, dann ist Magness die ideale Sängerin: Als sie 16 ist begehen ihre Eltern Selbstmord. Sie durchläuft in zwei Jahren zwölf Pflegeheime in ihrer Heimatstadt Detroit und lebt praktisch auf der Straße. Sie wird Mutter und gibt ihr Kind zur Adoption frei, zog von Stadt zu Stadt. Ein Leben der Hoffnungslosigkeit und voller Verzweiflung. Doch dann: Der Blues als Chance.

Sie war per Anhalter nach Minneapolis gekommen. Und dort erlebte sie ein Konzert mit Otis Rush.“Otis spielte und sang jede Note mit einer solch vollständigen und kompletten Verzweiflung.“, erinnert sie sich. „Er gab sich vollständig der Story hin, die er sang. Ihm zuzuhören öffnete in mir einen neuen Raum, es war, als würde zum ersten Mal Sauerstoff in eine versiegelte Gruft gelassen.“

Jetzt begann sie damit, den Blues zu singen, vertiefte sich in die Musik ihrer Lieblingskünstler wie Johnny Copeland oder Albert Collins, hörte Aretha Franklin, Etta James und James Brown. Im Studio wurde sie als Background-Sängerin entdeckt und für verschiedene Produktionen gebucht. Anfang der 80er schließlich zog sie nach Phoenix, wo sie Bob Tate, den Bandleiter von Sam Cooke kennenlernte. Unter seiner Anleitung gründete sie ihre erste Band, Janiva Magness And The Mojomatics, die von der Lokalpresse im gleichen Jahr zur besten Bluesband der Stadt erklärt wurde.

 1986 zog sie nach Los Angeles und begann langsam, Arbeit als Sängerin zu finden. Sie heiratete den Musiker und Songschreiber Jeff Turmes, mit dem sie ihr zweites Studioalbum „It Takes One To Know One“ aufnahm. (Ihre erste Produktion „More Than Live“ war 1997 nur als Kassette veröffentlicht worden.) Nach weiteren Independent-Produktionen unterschireb sie schließlich bei Northern Blues und nahm gemeinsam mit dem kanadischen Musiker Colin Linden die von der Kritik hochgelobten und mit Preisen ausgezeichneten Alben „Bury Him At The Crossroads“ (2004) und „Do I Move You?“ (2006) auf. Bis heute stehen sieben Platten in ihrer Discografie. Inzwischen ist sie bei Alligator unter Vertrag. Ihr aktuelles Album „What Love Will Do“ erschien 2008. Hinzu kommen Mitwirkungen unter anderem auf Platten von RL Burnside und Tourneen etwa als Headliner bei Bluzapalooza, bei der 2008 erstmals Bluesmusiker für die amerikansichen Truppen im Irak und in Kuwait auftreten.

2006 und 2007 erhielt Magness den Blues Music Award als beste zeitgenössische Bluesmusikerin. Auch 2010 wurde sie wieder in dieser Kategorie nominiert.