Mit ihrer Band „The Flying Neutrinos“ hat die Sängerin Ingrid Lucia ihren Swing a la New Orleans nicht nur in den USA bekannt gemacht. Ihr aktuelles Soloalbum „Midnight Rendevouz“ zeigt sie als Jazzsängerin irgendwo zwischen Girlpop und Billie Holiday.
Zum Glück kann es im Jazz nicht nur darum gehen, die musikalisch hörbaren Grenzen auszuloten und zu erweitern. Denn dann würden uns Alben, die sich ganz bewußt im Klangkosmos vergangener Zeiten bewegen, um aktuelle Themen zu besingen, entgehen. Wenn Ingrid Lucia mit ihrer kleinen Studioband über ihre Heimatstadt New Orleans singt, dann ist das für Jazzafinados, denen es nur um die Extremerfahrungen geht, eine Enttäuschung.
Wer allerdings Jazz immer auch als Tanz- und Alltagsmusik sieht und hört, der wird diese Platte lieben: Lucia singt mit ihrer nicht besonders großen aber sehr einprägsamen und erotischen Stimme sehr persönliche Lieder. Musikalisch bewegt sie sich dabei zwischen traditionellem Jazz, Swing und dem klassischen Rhythm & Blues von New Orleans. Und in Liedern wie „Bouncin‘ In A Bubble“ wird deutlich, warum Journalisten vor allem aus den Vereinigten Staaten die Sängerin immer wieder mit Billie Holiday vergleichen: So eindrücklich zu singen ist nur ganz wenigen Sängern gegeben. Begleitet wird sie bei den zwölf Liedern ihres Albums unter anderem von dem fantastischen Gitarristen John Fohl, der mit seiner sparsam-swingenden Spielweise die perfekte Ergänzung für diese Sängerin ist.
Veröffentlicht wurde „Midnight Rendevouz“ beim Online-Label Threadhead Records, das als Fanprojekt sich nicht nur um die aktuelle Musikszene von New Orleans bemüht sondern gleichzeitig damit den Wiederaufbau der noch immer von Katrina gezeichneten Stadt bemüht.