Am 12. Dezember 2013 gastierte die Kai Strauß Band im Bremer Meisenfrei. Wer nicht dabei war, hat ein fantastisches Konzert versäumt, meint Torsten Rolfs (Red Fox Bluesband) in seiner ersten Kritik überhaupt.<br />
Es ging los mit einer schönen Soulnummer. „The Harder You Love“ kam daher mit sattem Orgelsound, unterlegt mit harmonischem Backgroundgesang und der von einem markant-warmen Timbre geprägten Stimme von Jeffrey Amankwa. Was für ein Start für einen wunderbaren Konzertabend im „Meisenfrei“! Nahtlos ging es weiter mit einer weiteren Nummer von der CD „This Time“. Alex Lex´ uhrwerksartiges feelgood-Drumming und Sascha Oing am Bass hielten das Stück „A good Day“ mit seinem Reggae-Groove zusammen und bauten den Gegensatz zum Text „this is a good day for leaving you“ kontrastreich auf. Von der ersten Minute an wurde klar, hier spielt eine trotz Umbesetzung an Bass und Tasten eingespielte und mit Spielfreude agierende Gruppe. Auch das dritte Stück „I Wish I´d Known“, eine ruhige „Kuschelnummer“, stellte die Gesangs-Qualitäten von Jeffrey besonders unter Beweis und auch die 2. Stimme von Jan Karow verlieh dem Stück seinen smoothy-Charakter.
Nach dieser Präsentation von Stücken des aktuellen Albums folgte ein knackiger Soulklassiker von Billy Preston, der Jeffreys Shouting-Vocals mit einem unisono von Gitarre und Orgel gespielten Thema kontrastierte. Während anfangs Kais Gitarre ein organischer Teil der Stücke war, nicht die Soli im Vordergrund standen, konnte man ab diesem Stück einen Eindruck von seinen Künsten an den Saiten erleben. Dies setzte sich im nächsten Titel fort, der diesmal von Jan Karow gesungen wurde, und tierisch in die Beine und Hüften ging.
Und dann war Kai in seinem Solisten-Element, so wie ihn puristische Bluespolizisten nur erleben wollen. Ein laidback-slow-Blues, der vom brillanten Gitarrensolo dieses Ausnahmemusikers geprägt war, aber der Stimme von Jeffrey Amankwa genügend Raum gab die „blues-and-trouble-seem-to-be-my-best-friend“-Stimmung des Textes zu transportieren. In einem spannungsreichen Bogen von Gitarrensolo über Gesang hin zu einem exzessiven Orgelsolo baute sich das Stück auf und verdeutlichte die Bandbreite dieser Gruppe! Mit treibenden Rhythmen und Feedback-Orgien der Gitarre ließen die Musiker dann keinen Zweifel dran aufkommen, auch eine Roots-Rock-Band zu sein. Den Schluss des ersten Sets, Brüche in Tempo und Spannung erzeugend, bildete Kai mit akustischer Gitarre und versprühte Feuerzeug- und Wunderkerzenathmosphäre während Jeffrey Amankwa an der Mundharmonika an Dylan erinnerte. Zusammen mit dem Satzgesang war das wunderschöne Stück vollkommen.
Auch das zweite Set am Abend ging mit einem Stück vom aktuellen Album der Band los. Zu hören gab es den Titelsong „This Time“. Doch auch danach gab es genügend bluesig angehauchte Lieder mit Rhythmusausbrüchen und spannenden Chorussen zu erleben. Auch Jan Karow sang wieder und gab Jeffrey die Chance, sich auch als Backgroundsänger zu zeigen und dabei seinen sexy Hüftschwung vorzuführen.
Nach 20 Minuten im 2. Set der „Prokrastination Blues“: Kai an der akustischen Gitarre und Jeffrey Amankwa mit dem Mikrophon sitzen beide auf Barhockern. Es gab Country-Blues vom feinsten. Dieser junge Mann sang den Text von Kai Strauß mit einer solchen Überzeugung ohne aufgesetzt zu wirken! Hier wurde deutlich, warum Kai Strauss auch gerne mit Big Daddy Wilson im Duo und anderen Besetzungen auftritt.
Das folgende Feuerwerk von drei Stücken (u.a „One Woman Man“) folgte ohne Pause. Die Lieder gingen nahtlos ineinander über und ließen dem Publikum kaum Zeit für den verdienten Applaus.
„Damn If I do Damn If I Don‘t“ stammt auch von der aktuellen Scheibe und stellte den Höhe- und Abschlusspunkt des 2. Sets dar . Und noch Tage später klang mir der Ohrwurm im Kopf.<br /> Als Zugabe gab es dann noch ein Marvin Gaye Klassiker. „What‘s goin on“ war der Beweis, das hier eine Soul-Roots-Band spielte. Ein grandioser Konzertabend ging damit zu Ende. Leider glänzte das Bremer Publikum eher mit Abwesenheit – sehr SCHADE denn diese Ausnahmemusiker mit ihrem tollen musikalisch abwechslungsreichen Programm weg von der üblichen Blues- und Soulmasche hätten es verdient gehabt, an diesem Abend gefeiert zu werden.