Für ihr neues Album „Live at Britgton Road“ hat Dani Wilde Publikum ins Studio eingeladen. Auf der Setlist stehen vor allem Songs der bisherigen Alben der britischen Songwriterin, Gitarristin und Sängerin. Zur Band im Studio gehört unter anderem Danis Bruder Will Wilde mit seiner Bluesharp.
Es ist wirklich was dran an der These, dass eine Bluesstimme Zeit zum Reifen braucht wie guter Wein oder Whisky. Es braucht die Erfahrungen eines Lebens, die Höhepunkte und Durststrecken, die sich dann in der Stimme widerspiegeln, die eigenen und fremden Songs eine neue Tiefe geben. An den bisherigen Alben von Dani Wilde konnte man das schon gut nachvollziehen. Und mit ihrem aktuellen Livealbum wird es noch viel deutlicher. Denn hier stellt sie eigene Songs kommentarlos neben Klassiker der Bluesgeschichte wie Memphhis Minnies „Bumble Bee“ oder „Hound Dog“. Wobei sie diesen immer eine ganz eigene Note verpasst und sich nicht von der langen und oft recht eindimensionalen Interpretationsgeschichte einengen lässt.
Den Anfang des Albums bilden dabei akustische Nummern wie „My Old Man“, ein Lied auf Danis kettenrauchenden Großvater oder das an eine Gospelhymne erinnernde „Glorious Days“. Den Kontrast zu Danis klarer, kraftvoller und zugleich zärtlicher Stimme bildet die rauhe und kantige Bluesharp von Bruder Will, mit dem sie in den letzten Jahren auch oft als Duo unterwegs war und der auch auf den bisherigen Alben immer zu hören war. Danis akustische Gitarre hat in diesen Songs eine eher dienende Funktion.
Die zweite Hälfte des Konzerts bilden dann elektrische Nummern. Hier kommen dann Erinnerungen an die Zeit als „Girl with Guitar“ bei Ruf Records hervor. Bei „Deeper Than Black“ schraubt sich die Gitarre in immer spannendere Höhen empor, getragen von der Orgel von Gregory Coulson und konterkariert wiederum von Wills Harp, die stilistisch irgendwo zwischen Sugar Blue und Jason Ricci anzusiedeln ist. Bei „High On Your Love“ kommt ein wilder Boogie zum Tragen, die Orgel wird durchs Piano ersetzt. Und wer in der Stimme dann manchmal Anklänge an Wanda Jackson hört, liegt wahrscheinlich auch nicht ganz daneben. Wobei Danis Gitarre hier jegliche Rock & Roll Nostalgie zum Fenster raus bläst.
Ein faszinierendes Live Album! Bin gespannt, wann es wieder neue Songs von Dani Wilde zu entdecken gibt. Mit Vizztone hat sie jetzt ein Label hinter sich, wo sie ihre künstlerische Vielfalt sicherlich einfacher ausleben kann als bei Ruf Records.