"Lass uns das Wasser schlammig machen, lasst uns verwirrt werden, damit wir uns selbst wiederfinden in einer Welt, wo wir wie Kinder sind." Diese Welt ist ein wenig zu vorhersagbar geworden, zu schnell wissen wir, wie die Geschichte weitergeht, wer der Böse und der Gute sind. Da ist nicht mehr viel, was uns überraschen könnte. Und doch ist es genau das, was unsere Kindheit so spannend gemacht hat: Immer wieder wurden wir überrascht von Neuem, von Unerwartetem. Auch der Glaube hat sich verändert. Statt dass wir uns einfach verlassen , debattieren wir endlos über die scheinbare Grausamkeit Gottes. Und verlassen uns auf gar nichts mehr. Denn da ist kein Geheimnis mehr.
Was Crispin Schroeder in Muddy The Waters singt, ist eine Beschreibung der Welt wie aus der Sonntagspredigt. Und das ist letztlich auch nicht verwunderlich – Schroeder ist nicht nur Songschreiber, sondern auch Pfarrer. Und selbst wenn er Blues, Folksongs oder Zydeco schreibt, sind Fragen des Glaubens immer im Zentrum seiner Songs. Allerdings nicht als stolz nach vorn getragene Überzeugung, die man anderen über den Schädel schlagen kann, sondern als Fragen eines Christen, der immer wieder auch seine Überzeugungen in Frage stellt oder stellen lassen muss. Fragen nach Glauben, Gnade und danach, was es bedeutet, mit diesem Glauben in der Welt zu leben.
Musikalisch ist "Following Branches" eine bunte Mixtur aus diversen Stilen, die immer auch auch die Heimat Louisianas verweisen. Da gibt es Zydeco und Blues ebenso wie Countryballaden oder Gospelsongs. Und zur Gitarre kommt wie selbstverständlich oft das Akkordeon hinzu. Herausgekommen ist ein oftmals melancholisches, zuweilen aber auch fröhlich zum Tanz aufspielendes Album eines Songwriters, der seinen Glauben nicht verschämt in der Ecke versteckt hält, der aber zu gut ist, peinliche Halleljua-Hymnen zu verfassen.