Von allen Pianisten in der Geschichte des Blues war er sicherlich der sanfteste. Der 1999 verstorbene Charles Brown war in den 40er Jahren mit verantwortlich für die Herausbildung des Westküstenblues.
Ray Charles zählte ihn zu seinen großen Vorbildern. Und seine Songs wurden über die Jahre hinweg immer wieder neu auch von Rockmusikern neu interpretiert. Doch erst kurz vor seinem Tod erlebte Charles Brown noch einmal ein Comeback, nachdem er seit den späten 50er Jahren fast in Vergessenheit geraten war.
Geboren wurde er am 13. September 1922 in Texas City. Schon als Kind bekam er klassischen Klavierunterricht. Und schon bald trat er mit seiner eigenen Band in der Umgebung auf. Doch erst mit seinem Umzug nach Los Angeles konnte er wirklich von seiner Musik existieren. Denn er wurde im Bereich der Barpianisten der Stadt eine feste Größe. Beeinflusst vom urban-kultivierten Stil eines Leroy Carr spielte und sang er wesentlich polierter als die wilden Blues- und Boogie-Pianisten im Osten des Landes. Und so wie auch Nat King Cole (und an der Gitarre T-Bone Walker) bezog er immer mehr auch Einflüsse aus dem Jazz in sein Spiel mit ein (und damit beginnt für viele Autoren das, was man heute als Westküstenblues bezeichnet).
Sein erster (1945 veröffentlichter) Hit war "Driftin Blues", ein typischer Barblues. Eingespielt hat er ihn gemeinsam mit Johnny Moores Band, den Blazers (bei denen Brown als Sänger und Pianist eingestiegen war). Die Single blieb sechs Monate in den R&B-Charts und schaffte es bis auf Platz 2. In den frühen 50er Jahren folgten dann noch Hits wie "Black Night" oder das alljährlich wieder ausgegrabene "Please Come Home For Christmas".
Doch mit dem Aufkommen des Rock 'n' Roll war seine große Zeit vorbei – er konnte und wollte sich einfach nicht den härteren Gangarten der Musik anpassen. Zu deutlich waren die sanften Blues- und Jazz-Balladen sein eigentliches Metier. Und so blieben seine von Zeit zu Zeit zustandegekommenen Aufnahmesessions weitgehend unbeachtet, bis Bonnie Riatt ihn in den 80er Jahren zu einer Comeback-Tour überreden konnte. Und plötzlich war er besser im Geschäft als je zuvor – etliche seiner bis zu seinem Tod erschienenen Platten erhielten Grammy-Nominierungen. Und sein sanfter Blues erreichte jetzt auch jüngere Menschen, die bislang solche Musik noch nicht mal im Plattenschrank ihrer Eltern entdeckt hatten. Am 21. Januar 1999 starb er an den Folgen eines Herzfehlers im kalifornischen Oakland.