Die britische Bluespresse nannte ihn den Van Goghdes europäischen Blues. Auf jeden Fall ist Bottleneck John (Johan Elisasson) aus dem schwedischen Lit im Bereich des traditionellen Blues ohne Weiteres Musikern wie Eric Bibb an die Seite zu stellen. Das wird auf seinem neuen Album „All around man“ mehr als deutlich.
Akustikblues im Geist der 20er und 30er Jahre
ofort ins Ohr springen: Wenn Bottleneck John Blues spielt, dann ist er immer daran interessiert, den Sound und die Spielweisen der 20er und 30er Jahre wieder zum Leben zu erwecken. So erklingt bei seiner Version von Robert Johnsonst „Come On In My Kitchen“ eine 1935 produzierte Dobro von Regal. Aber – und das macht das ganze Album deutlich: John versucht nur den Klang, nicht die verschiedenen Originale der Songs neu zu fassen. Wenn er singt und spielt, dann ist überall sein zurückhaltender, fast elegant zu nennender Gesang prägend. Hier ist – ebenso wie bei den Gitarren – eine zurückhaltende aber immer prägnante Interprätation zu hören. Wo Robert Johnson beinahe lüstern fleht, dass die Angebetete doch bitte rein kommen möge, dann ist das hier ein melancholischer, sich mit der Situation abfindender Mann zu hören. Auch bei „Do You Call That A Buddy“, was bei Dr. John rotzig und aufbrausend daherkommt, ist hier traurig, ja desillusioniert. Und das wird durch die begleitende Harp. Fiddle, Chor und Drums noch unterstützt – bis zu dem Punkt, wo die Band dann den Sänger doch noch zur Übermütigkeit des Originals aus New Orleans beschleunigt.
Überhaupt sind die verschiedenen Arrangements – ob da nur die Harp von Stefan Swén erklingt oder der (ebenfalls historische) Konzertflügel von Mattias Nordquist, ob mit Fiddle und Bass der Sound tradiotioneller String Bands aufgenommen wird oder gar mit Tuba, Percussion und anderen Instrumenten der frühe Jazz aus New Orleans erklingt: Immer passt das zu den Songs ebenso wie zu Johns Intermpretation derselben.
Nur manchmal kommen bei der für SACD produzierten und klanglich absolut hinreißenden Aufnahme auch elektrische Instrumente zum Einsatz. „Out Of The Rain“ etwa lebt gerade durch die Klangflächen der Hammond-Orgel und ruft einem einen Bußgospel beim Spätgottesdienst am Samstagabend in Erinnerung. Und bei dem von Tom Waits geschriebenen „Jesus Gonna Be Here“ spielt Bottleneck John auf einer in den 60er Jahren von Kawai in Japan gebauten E-Gitarre, die sich zwischen all den historischen Gitarren zunächst seltsam anhören mag. Doch der dreckige Klang dieser Billiggitarre unterstreicht das Lied in seiner Rotzigkeit optimal.
„All Around Man“ ist für mich auf jeden Fall ein Highlight des akustischen Blues im Jahre 2013. Unbedingt reinhören! (opus 3 records)
…Hallo Raimund,
Du hast gestern Abend im „Crossroad Cafe“ Johan Eliasson alias Bottleneck John mit 2 Titeln von „All Around Man“ vorgestellt. Mich haben die „Neuinterpretationen“ von Klassikern des Blues durch Johan sehr beeindruckt und es ist haargenau so, wie Du es in Deiner Besprechung der Scheibe ausdrückst, „…hier wird der Sound und die Spielweise der 20er und 30er Jahre wieder zum Leben erweckt…“, sehr eigenwillig und originell eigenständig…gefällt mir sehr, sehr gut!!