Songschreiber wie Bob Dylan, Neil Young, Tom Waits oder auch die Pogues liefern das Material für das neue Album von Soulsängerin Bettye LaVette. Mit „Thankful N‘ Thoughtful“ feiert die in letzter Zeit oft mit Aretha Franklin verglichene LaVette ihr fünfizigjähriges Bühnenjubiläum.
Es ist ein Gefühl der Entfremdung und der aussichtslosen Situationen, das „Thankful N‘ Thoughtful“ von Anfang an durchzieht. Die Stimme fräst sich erbarmungslos in die Gehörgänge und ins Herz und lässt einen nicht mehr los: Hier bin ich und reiße mir das Herz aus dem Leibe, scheint jede ihrer Noten zu sagen. Das ist Soul & Blues fernab des modischen Retrotrends. Hier wird Soul wieder ganz persönlich dargeboten und fern jeder Tauglichkeit für das Mainstreamradio. Denn der Schmerz der Sängerin ist auf Dauer manchmal schlicht unerträglich. Bettye LaVette macht als Sängerin genau da weiter, wo sie schon bei ihrer Interpretation britischer Rocksongs angekommen war: Sie okkupiert Lieder und macht sie durch ihre radikale und persönliche Interpretation zu ihren eigenen und verwandelt sie dabei in Soul und Blues. So wird „Dirty Old Town“ zu einem Lied über ihre Jugend in den Rassenauseinandersetzungen in Detroit, Und Tom Waits‘ „Yesterday Is Here“ erhält (bei dem ansonsten oft sehr sparsam und prägnant arrangierten Album) die volle Dröhnung mit kompletter Blaserserction. Seltsam, dass gerade eine so aussichslose Nummer wie „Everybody Knows This Is Nowhere“ von Neil Young bei LaVette mehr Hoffnung ausstrahlt als im Original.
„Thankful N‘ Thoughtful“ ist in seiner Ehrlichkeit und Direktheit eines der besten Soulalben des Jahres. Und es ist eine mehr als deutliche Kampfansage an alle, die sich als Erben des Thrones von Aretha Franklin sehen mögen: An Soul wie diesem müssen sie sich heute messen lassen. Nicht an Franklins eigenen schwachen Alben der letzten Jahre.{module Bluespfaffe}