Mit schöner Regelmäßigket hat der Bielefelder Songwriter Bad Temper Joe in letzter Zeit pro Jahr zwei Alben veröfentlicht. Jetzt präsentiert sich der Sänger und Gitarrit erstmals mit Band und mit E-Gitarre.

Ich gebe es gerne zu: Ich habe eine gehörige Schwäche für Bad Temper Joe entwickelt. Ist er doch einer der deutschen Künstler, die es schaffen, ganz eigene Geschichten zu erzählen und dabei normalerweise die Klischees des Blues immer umschifft haben. Umso erstaunter war ich, als erstmals das neue Album im Player rotierte: Hier ist der Songwriter nicht mehr der in sich gekehrte Geschichtenerzähler. Hier rockt er drauflos. Und er passt sich sofort in eine Klangwelt ein, wie sie von so vielen andereren Bluesrockern auch bedient wird.

Songs wie „Hard To Do“, „Waiting On A Message“ oder „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ sind mit ihrer Instrumentierung für E-Gitarre, Bluesharp und Rhythmusgruppe nicht vergleichbar mit vorhergehenden Stücken im akustischen Stil. Ich hab dabei das Gefühl, dass sich weder Bad Temper Joe noch seine Bandkollegen schon wirklich zusammengefunden haben als Band. Und der Songwriter hat auch auf der Gitarre noch keinen wirklich eigenen Sound gefunden.

Nein, die Stücke sind nicht wirklich schlecht. Aber bei aller Vielseitigkeit bleiben sie nicht wirklich hängen, rauschen sie schnell am Ohr vorbei. Erst bei Coverversionen wie Bob Dylans „Blind Willie McTell“ ist dann ein Sound und ein Groove zu hören, der mir wirklich Spaß macht: Eine Mixtur aus New Orleans Groove, Liebe zu Dylan und ein wenig Tom Waits. Und wenn bei „I’ll Be There“ endlich eine klagende Slide-Gitarre und die Bluesharp noch ein wenig Country-Feeling hinzufügen, dann sind die schwachen Songs schon fast vergessen. In diese Richtung könnte sich diese Band entwickeln und in der Zukunft noch wesentlich bessere Alben machen. Darauf bin ich gespannt.