1986 erschien mit "Blues Mandolin Man" erstmals ein Album, bei dem Yank Rachell von einer kompletten Rhythmusgruppe begleitet wird. Plind Pig bringt jetzt den Klassiker des 1997 verstorbenen Pioniers der Bluesmandoline neu heraus. Zeit, um einen fast vergessenen Musiker mal wieder neu zu hören.
Ich kann mich noch genau erinnern, wann ich erstmals die faszinierendste Mandoline im Blues gehört habe. Es war auf den zwei LPs, die bei AMIGA mit dem Konzert des American Folk Blues Festival 1966 veröffentlicht worden waren. Hier war [[Yank Rachell]] noch gemeinsam mit [[Sleepy John Estes]], seinem langjährigen Partner zu höeren gewesen. Und ihre Stücke atmeten damals schon den Hauch einer längst vergangenen Zeit. So muss der Blues in den 20er Jahren geklungen haben, dachte ich mir. Als ich dann nach der Wende erfuhr, dass Rachell noch immer am Leben und musikalisch aktiv war, kam das einem Schock gleich.
Aufnahmen nach 1966 bekam ich aber lange Zeit nicht zu hören. Statt dessen konzentrierte ich mich darauf, die ganzen herrlichen Aufnahmen von Estes und Rachell aus der Vorkriegszeit für mich zu erobern. Doch jetzt hat Blind Pig „Blues Mandolin Man“ aus dem Jahre 1986 neu veröffentlicht. Und dieses Album kommt für mich einer völligen Neuentdeckung Rachells gleich.
Erstmals war er für diese Aufnahmen im Studio von einer Rhythmusgruppe (g, b, dr) begleitet worden. Während die Bassgitarre von Rachells Enkelin Sheena Rachell gespielt wird, war für die Bluesharp Peter „Madcat“ Ruth zuständig. Und Yanks Mandoline klingt dank elektischem Strom längst nicht mehr nach verstaubten Holzhütten im Delta etwa um 1929 sondern ganz eindeutig nach dem elektrischen Chicago-Blues der Nachkriegszeit. Stücke wie „Moonshine Whiskey“ sind zwar historisch in der Zeit von Anfang des Jahrhunderts angesiedelt, wirken aber so frisch und drängend wie am ersten Tag. Wenn es nicht ziemlich respektlos wäre, müsste man sagen: Rachell rockt hier zuweilen ganz gehörig. Besonders in „Bugle Call“, wo er sich mit Gittarrist Peter Roller die musikalischen Bälle zuspielt und das Stück aus dem Hintergrund mit Anfeuerungsrufen immer am Kochen hält. Keine Spur davon, dass er damals schon 76 Jahre alt war!
Ein faszinierendes Dokument hat Blind Pig mit dieser Scheibe neu veröffentlicht – eine Empfehlung nicht nur für Historiker des Blues.