Songwriterin Susan Cattaneo wuchs mit traditioneller Countrymusik auf. Doch ihr aktuelles Album „Haunted Heart“ ist mehr als das: In der Tradition von Lucinda Williams und anderen Kolleginnen erzählt sie ihre Geschichten mit Musik zwischen Folk, Blues, Country und Pop, voller Melancholie und Trost, ohne Angst vor den dunklen Momenten.
 

Die moderne Country-Musik ist immer mehr in die Belanglosigkeit abgeglitten. Je simpler die Songs und die Botschaften, desto erfolgreicher der Einsatz im Radio und die Verkaufszahlen. In Deutschland würde man viele Künstlerinnen und Künstler aus der Ecke mittlerweile unter Schlager abheften und – je nach Laune sofort vergessen oder aber wegen ihrer Alltagstauglichkeit abfeiern. Die interesantere Musik aus der Tradition wird daher heute oft gleich in Americana einsortiert, um Missverständnisse zu vermeiden. Susan Cattaneo könnte man auch in die Schublade Singer/Songwriter packen, ohne ihr Unrecht zu tun.

Aber Alben wie „Haunted Heart“ lassen mich überlegen, ob ich nicht wirklich eine extra Rubrik für Country einführen soll in unserem Magazin. Denn hier treffen musikalische Tradition und Songs der künstlerischen Selbsterforschung aufeinander und schaffen die Magie, die für mich Country mal faszinierend machten. Sie singt voller Selbstironie davon, dass sie den Whiskey wert ist, den man ihr am Tresen ausgibt, sie erzählt Geschichten von brennenden Scheunen und melancholischen Dancehall Queens. Und das ohne Schmalz, ohne Pseudopatina sondern mit einer Direktheit, wegen der man solche Musik mal als Blues des weißen Mannes bezeichnen konnte. (Jersey Girl Music).