Solomon BurkeEr zählt zu den größten Stimmen, die es im Soul gegeben hat. Als Sänger, Prediger aber auch als Bestattungsunternehmer hat Solomon Burke seine große Familie ernährt. Am 10. Oktober 2010 starb er eines natürlichen Todes auf dem Amsterdamer Flughafen. In einem Club der niederländischen Stadt hatte er seine letzten Aufnahmen vorstellen wollen, die er gemeinsam mit der niederländischen Rockband De Dijk eingespielt hatte. Das Album heißt "Hold On Tight" – Nicht loslassen!

 

Wenn man sich in Peter Guralniks Buch "Sweet Soul Music" die zahlreichen Geschichten von und über Solomon Burke durchliest, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn dieser ausgefuchste Geschäftsmann, der auf den endlosen Touren seinen Mitmusikern Sandwiches oder Getränke (oder auch Medikamente) verkaufte – dieser Mann soll gleichzeitig der immer wieder gekrönte "King of Soul" sein? Und wie passt das zusammen, dass da ein Mann sein Leben lang als Pfarrer für seine Gemeindeglieder da ist und gleichzeitig in aller Welt auf Tour mit Soulmusik? Und was ist das mit dem weiteren Job als Bestattungsunternehmer? Ein Leben, wie es bunter und vielseitiger kaum ausgedacht werden könnte.

Geboren wurde Solomon Burke nach eigenen Angaben am 21. März 1940 (andere Quellen sprechen von 1936 oder 1938) in Philadelphia. Sein erster Beruf war der eines Predigers. Und schon bald hatte er eine Gospel-Sendung im Radio. In der Zeit traf er auch öfter mit seinem Kollegen Martin Luther King Jr. zusammen.

1960 holte ihn Jerry Wexler als Sänger zu Atlantic Records, wo er ausgerechnet mit einem Country-Song seinen ersten Hit hatte. Aber obwohl er sowohl bei den Hörern als auch bei den Kritikern und Kollegen äußerst angesehen war, schaffte er nie den Durchbruch in die Pophitparaden der 60er wie seine Konkurrenten Otis Redding oder Sam Cooke. Dafür war er als Songschreiber ungleich erfolgreicher. So nahm Redding sein "Down In The Valley" für sein Hitalbum "Otis Blue" auf.  Als Burke 1964 den selbstgeschriebenen Song "Everybody Needs Somebody To Love" aufnahm, war damit ein Instant-Klassiker des Souls entstanden. Noch im gleichen Jahr brachten die Rolling Stones davon eine Bluesfassung heraus. Und immer wieder wurden davon neue Versionen aufgenommen. Selbst von den Blues Brothers für ihren grandiosen Film. Insgesamt veröffentlichte er für Atlantic 13 Singles. Der größte Verkaufserfolg dabei war "Got To Get You Off My Mind", das bis auf Platz 1 der Rhythm&Blues Charts gelangte.

1969 wechselte Burke zu Bell Records und danach immer wieder zu allen möglichen anderen Firmen. Doch konnte er dort an die Erfolge bei Atlantic nicht mehr anknüpfen, so dass er 1975 das Musikgeschäft vollkommen verließ. Erst neun Jahre später kehrte er in die Musikszene zurück. Er tourte durch Nordamerika und Europa (war dabei sogar zu einem Konzert in der DDR) und hatte auch weiterhin viele Fans. Doch es war einfach nicht mehr die Zeit für seinen tiefempfundenen Soul. So kümmerte er sich ab 2007 wieder vollständig um seine Gemeinde und gründete ein expandierendes Bestattungsunternehmen. Seine Familie wuchs ständig an. Insgesamt hatte er schließlich 21 Kinder und zahllose Enkel und sogar Urenkel. Trotzdem ließ ihn die Musik nicht los: 1993 erschien "Soul of the Blues" beim Blueslabel Black Top. 2001 wurde er in die Rock 'n' Roll Hall of Fame aufgenommen.

Und dann schließlich 2003 "Don't Give Up On Me": Burke interpretierte Songs unter anderem von Van Morrison, Tom Waits und Elvis Costello. Die erklärten Fans hatten ihm die Stücke teilweise auf den Leib geschneidert. Das Album war ein großer Erfolg nicht nur bei der Kritik. In den Jahren danach folgten regelmäßig weitere Veröffentlichungen zwischen Soul und Country. Und er tourte um die Welt. Die letzte Tour im Anschluss an die Party zu seinem 70. Geburtstag im Sommer. Dort stellte er auch die Lieder von "Nothing Is Impossible" vor, das kurz zuvor veröffentlicht worden war. Dieses Album war das letzte von Produzenten-Legende Willie Mitchell. Und es wäre fast das letzte von Burke gewesen.

Autor Bluespfaffe