„Unusual Duets in Pop Music“ zwischen 1949 und 1966 hat Bear Family auf seinem Sampler Odd Couples versammelt. Da treffen Country-Stars auf Bluessängerinnen oder Louis Armstrong auf Lotte Lenya. Die Qualität der Paarungen reicht von genial bis „very strange“ und ist absolut vergnüglich.
„The Velvet Lounge“ nennt Bear Family eine neue CD-Reihe. Unter diesem leicht „plüschigen“ Namen „allerlei Hörgenüsse aus vergangenen Wunderjahren zwischen Rock- und Beat-Ekstase und Psychedelia-Populismus“ veröffentlicht werden. Hier passen die seltsamen Duette der „Odd Couples“ nun hin wie ein gut gezielter Tiefschlag: Was auf dem Sampler passiert, dürfte Fans des reinen Country ebenso abschrecken wie Fans des Rhythm & Blues der 40er und 50er Jahre. Denn auch wenn große Alt-Stars wie Red Foley oder Tennessee Ernie Ford singen, kann man sich doch nicht drauf verlassen, dass ihre Gesangspartner wirklich zu ihnen passen. Etwa die Paarung von Ford mit der großartigen Ella Mae Morse, die zu dem Zeitpunkt gerade mal wieder ein Comeback versuchen wollte und so gerne mit ihm ins Studio gegangen sein dürfte, um I’m Hog-Tied Over You einzusingen. Doch so richtig wohl fühlt sie sich nach dem Höreindruck nicht. Besser ist dann schon „Have A Little Talk With Jesus“, das Red Foley gemeinsam mit Sister Rosetta Tharpe herunterrockt, dass noch der letzte Sünder munter wird.
Noch schräger sind dann Paarungen von Opernsängern mit Countrybands oder Popschreiber mit brasilianischen Gitarrenduos. „Was haben sie sich dabei gedacht“, fragt sich der Rezensent immer wieder und kann sich das herzhafte Lachen nicht verkneifen. Denn die Scheibe ist in ihrer ganzen kalkulierten Schrägheit ein wunderbar unterhaltsames Stück Popgeschichte. Und wenn dann zum Schluss gar noch eine endlose Session von Louis Armstrong mit Lotte Lenya zu finden ist, dann ist gar der wirkliche Bereich großer Musik – und großartigen Scheiterns erreicht.
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