Ort des Geschehens: der Flava Club in Hamburg Volksdorf. Den Opener des Festivals machte das Kölner Duo Grits’n Gravy. Wer mit diesen Namen bisher nichts oder nur eine nahrhafte Southern-Homecooking-Pampe verband, hat jetzt ein klareres Bild. Die spartanische Besetzung mit Mighty Mike an den Drums und der Harp sowie dem blutjungen Cat Lee King an den Tasten ließ weder eine Gitarre noch einen Bass vermissen.
Eine Fotoreportage vom 6. Volksdorfer Bluesfestival von Frank Paco Heinemann.
Was insbesondere Cat Lee King an gesanglicher Qualität ablieferte, war bemerkenswert. In Summe wurde roher Blues mit Boogie und jede Menge Energie und Spaß geboten.
Nach Grits’n Gravy kamen Katie Bradley & Tom Attah aus UK auf die Bühne. Tom Attah ist eine emotionale Urgewalt, die den Blues mit Kraft und Energie aus der akustischen Gitarre und seiner Kehle schleudert. „The Living Bluesman“ erinnert an die alten Blues Shouter, wer sich stellenweise an Howlin’ Wolf erinnert fühlte, lag nicht falsch.
Nach einigen Solonummern kam die bezaubernde Katie Bradley zu Tom Attah auf die Bühne und brachte ihre ausdrucksstarke und aussergewöhnliche Stimme mit ein. Die ebenfalls von ihr vorgetragenen Bluesharp-Passagen rundeten das Blueserlebnis ab. Tom & Katie harmonieren perfekt und es wurde klar, warum die beiden in der Presse und der internationalen Bluesszene mit Lob und Anerkennung bedacht werden.
Zum Schluss dann ein Heimspiel für Hannes Bauer und sein Orchester Gnadenlos. Die Bands aufzuzählen, in denen Hannes Bauer in die Saiten gegriffen hat sprengt jeden Rahmen. Am bekanntesten ist sicher seine Arbeit mit Udo Lindenberg und seine Kultband Bauer, Garn und Dyke Das Orchester Gnadenlos setzt sich – immerhin – aus 2 Leuten zusammen. Philipe Candas an den Trommeln und Martin Hofpower am Bass. Abgeliefert wurde ein lautes, heftiges und geiles Bluesrock Brett. Das Trio ist bestens eingespielt und versteht sich blind, alle drei sind Vollblutmusiker! Da kann nichts schiefgehen. Die Stimmung im Flava kochte, offensichtlich war eine ordentliche Fangemeinde im Laden.
Fazit: Kleines und sehr feines Bluesfestival in Hamburg. Was das Organisationsteam rund um den Bluesverrückten Volker Bredow auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert. Von der Auswahl der Künstler, der Wahl des Veranstaltungsortes, Ton und Licht, Backstagebereich – alles auf professionellem Niveau. Solange es solche Veranstaltungen gibt brauchen wir uns über die Zukunft des Blues keine Sorgen zu machen. Ich komme nächstes Jahr gerne wieder!