Von Soul bis zum Bluesrock oder Gospel – Gitarrist Micki Free serviert auf seinem aktuellen Album „Tattoo Burn Redux“ eine Sammlung großartiger Songs. Begleitet wurde er bei den Aufnahmen unter anderem von Bill Wyman, Billy Gibbons und Organist Mark Leach (Buddy Miles Express).

Diese Gitarre: mal schneidet sie scharf wie das Werkzeug eines Tätowierers, mal singt sie sehnsuchtsvoll, mal erinnert sie nicht nur von fern an Jimi Hendrix, mal rockt sie rauh los wie bei ZZ Top. Micki Frees Einflüsse als Gitarrist sind noch zahlreicher. Entdeckt und gemanaged wurde er ursprünglich von Gene Simmons von KISS. Zusammengearbeitet hat er aber auch mit Santana, Billy Gibbons und Prince. Mit der Band Shalamar feierte er in den 80er Jahren zahlreiche Charterfolge. Und für Filme wie Footloose und Beverly Hills Cop wurden seine Songs verwendet.

Jetzt also Tattoo Burn Redux. Am Anfang steht ein beseelter Gospel mit „God Is On The Phone“. Dann aber setzt der heftige Blues ein: Der Titelsong mit seiner Gitarre irgendwo zwischen Hendrix, Prince und Gary Clark Jr. fräst sich so ins Herz, wie die zerbrochene Liebe ihre Spuren hinterlässt – schmerzend und doch schön. Bei „Mojo Black Coffee“ wird eines der ältesten Bluesriffs recycled für eine humorvolle Chicago-Blues-Nummer. Bei „Angels In A Room“ folgt ein etwas gewöhnlicher Bluesrock, während die Neuinterpretation von „Hey Baby The New Rising Sun“ Free die Chance gibt, die ganze Gitarrengeschichte zwischen Hendrix und der Gegenwart zu zelebrieren. Der Höhepunkt für mich ist allerdings neben dem Opener und dem Titelsong „Six Feet Down In The Blues“: ein wundervoller Slowblues mit Hammond und Gitarre.

Micki Free gehört mit diesem Album für mich zu den Gitarristen, die überzeugend die Geschichte des Blues ins 21. Jahrhundert fortsetzen. Aus Blues, Rock, Soul, Funk und Gospel entsteht bei ihm ein Gitarrenblues, der zwar nicht immer den Klischeefallen entgeht. Doch immer wieder sind da Songs, die einen umhauen können. Unbedingt reinhören!