Die Mechanismen des Pop-Hype gerade in Großbritannien sind mir noch immer reichlich rätselhaft. Doch wenn es die BBC schafft, einem Soul-Künstler wie Michael Kiwanuka eine Karriere ermöglichen, dann interessiert mich das eher am Rande.
„Home Again“ ist eines jener Alben, die in der Gegenwart den Soul wieder mehrheitsfähig machen. Hier spieziell aber nicht den rauhen Stax-Sound der 60er Jahre sondern eher den polierten Sound eines Bill Withers und überhaupt der 70er Jahre. Kiwanuka hat eine ähnlich einschmeichelnde Stimme wie Withers. Aber er hat mit Songs wie dem Opener „Tell Me A Tale“ klar gemacht, dass er eben nicht nur eine Kopie sein will. Denn hier kombiniert er den klassischen Soulsound mit Beats aus Afrika und einer Flöte, die die Intensität der Nummer auflockert.
„Home Again“ ist als Song und als Album ein Bekenntnis dazu, wie einer seine Heimat in der Musik gefunden hat. Eine Heimat, die zunächst unerwartet schien. Kommt Michael Kiwanuka doch eigentlich eher aus der Rockmusik und vom Rap her. Dass er sich über Vorbilder wie Curtis Mayfield oder Al Green jetzt seine eigene Musiksprache erarbeitet, ist faszinierend zu beobachten. Hier singt ein Mann über persönliche Unsicherheiten oder über die Sehnsucht nach spiritueller Stärkung. Und das macht er auf derartig anrührende und gleichzeitig fast abgeklärte Weise, wie man es so lange von keinem Songwriter mehr gehört hat. Das ist kein Soulpop a la Adele oder Party-Soul wie bei Mayer Hawthorne. Das ist Soul als persönliches Bekenntnis. Soul wie er ursprünglich gemeint war.