Seine früheste Kindheit verbrachte er in zahlreichen Waisenhäusern. Denn seine Mutter war eine Woche nach seiner Geburt gestorben. Und sein Vater war vom Ku Klux Klan gelyncht worden. Als er mit elf Jahren seine erste Gitarre in der Hand hielt, wusste er, dass er seinen Platz in der Welt gefunden hatte.

Als Iverson Minter wurde Louisiana Red am 23. März 1932 in Vicksburg (Mississippi) geboren. Nach den Waisenhäusern lebte er bei seiner Großmutter. Als sie starb, nahm ihn seine Tante Corinne Driver in Pittsburgh auf.  Doch ihr Freund hasste ihn und misshandelte ihn fast täglich. Aber mit der Gitarre in der Hand fand er eine Möglichkeit, sich bei all dem erlittenen Leid auszudrücken.

Seinen ersten „Unterricht“ erhielt er von einem Maurer – und zuerst versuchte er, Leute wie Muddy Waters, Lightnin Hopkins oder John Lee Hooker zu imitieren. Als 14jähriger spielte er auf der Straße mit Orville Witt am einsaitigen Bass und Frank Flovers an der Harp. Beide waren stadtbekannte Trinker.

Noch bevor er aus den Teens war, begann er ein Wanderleben, um der Gewalt zu Hause zu entkommen. Überall wo es möglich war, spielte er für Geld. Doch dann wurde er für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte, für ein Jahr eingesperrt. Mit 16 trat er in die Army ein und diente in Korea. Als er zurück kam, stellte sein Großvater ihn Muddy Waters vor. Das Treffen führte zu Aufnahmen mit Waters und Little Walter. Doch seine erste Aufnahme wurde unter dem Namen Playboy Fuller auf Fullers Label veröffentlicht. Eine Session für das Chess-Unterlabel Checker brachte als Single „Soon One Morning“ hervor. Und für Chess entstand „Funeral Hearse At My Door“ mit Little Walter an der Harmonica.

In den 50erm spielte er vor allem mit Eddie Kirkland und John Lee Hooker zusammen und bekam so einen Ruf als Gitarrist. Und um Vertragsklauseln bei den Plattenfirmen zu umgehen trat er ähnlich wie Hooker unter zahllosen Pseudonymen auf:  Cryin‘ Red,  Elmore James Jr,  Guitar Red,  Iverson Bey,  Playboy Fuller,  Richard Lee Fuller,  Rocky Fuller,  Rockin‘ Red,  and Walkin‘ Slim.

1960 erschienen dann seine ersten Aufnahmen als Louisiana Red. Er war nach New Jersey gezogen und hatte dort einen Vertrag bei Atlas unterschrieben. Doch erst 1962 fiel er überregional auf: Sein Album „Lowdown Backporch Blues“ (erschienen bei Roulette) wurde von den Kritikern gelobt (und später von etlichen anderen Firmen neu veröffentlicht). Roulette gehörte dem zur Mafia gehörenden „Geschäftsmann“ Morris Levy, der seine Künstler gnadenlos betrog. So sah Red von seinem über eine Million Mal verkauften „Red’s Dream“ nicht einen Cent Tantiemen. Neben eigenen Aufnahmen stand er immer wieder auch mit Kollegen im Studio. So spielte er etwa mit dem Pianisten Roosevelt Sykes oder Brownie McGhee.

1981 zog er schließlich nach Deutschland. Hier und in ganz Europa bot sich ihm die Möglichkeit zu ausgiebigen Touren und Plattenveröffentlichungen. In Hannover lebte er im gleichen Haus wie der ebenfalls ins Exil gegangene Pianist Champion Jack Dupree. 1983 erhielt er den W.C. Handy Award als Traditioneller Blueskünstler des Jahres.

Seit den 90ern hat Red auch endlich in den USA den verdienten Erfolg. Immer wieder ist er auf Tourneen in seiner Heimat, spielt bei Festivals im ganzen Land. Heute ist er einer der letzten überlebenden Vertreter des Mississippi-Blues nach dem Zweiten Weltkrieg, die Verbindung zu einer Zeit, als Muddy Waters, John Lee Hooker oder Elmore James als Modernisierer der Musik Anerkennung fanden. Und er ist ein Musiker, der nicht nur über sein privates Leben singt, sondern sich immer auch politisch in seinen Liedern äußert, auch wenn ihm das in der Vergangenheit nicht immer nur Freunde gemacht hat.

Gerade durch seine Zusammenarbeit mit dem Gitarristen und Produzenten Little Victor hatte er in den letzten Jahren zu einem rauhen Bluesstil gefunden, der stark an die Musik im Norden Mississippis erinnert. Doch auch weiterhin trate  er auch als akustischer Bluesmusiker auf. Und in Deutschland war er auch gemeinsam mit solchen heftigen Bluesrockbands wie Dynamite Daze unterwegs. Doch egal wie – entscheidend sind immer die Lieder Red’s über sein Leben oder über die Zeiten, in denen wir leben. Und die sind auch nach seinem Tod noch immer aktuell und berührend.