Gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Cedric Burnside hatte Lightnin' Malcolm vor einigen Jahren erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Den rauhen Duo-Sound mit dem hypnotischen Blues-Grooves von North Mississippi kann man auch auf seinem Soloalbum "Renegade" hören. Die Platte erscheint im Mai bei Ruf Records.
In der Zeit der Globalisierung gibt es kaum noch wirklich erkennbare Regionalstile im Blues. Lediglich die Gegend des nördlichen Mississippi hat sich mit ihren reduzierten und hypnotischen Grooves und einer scheinbaren Simplizität der Musik noch einen klar erkennbaren (und von kaum jemand außerhalb kopierten) Stil erhalten. Lightnin Malcolm ist als Gitarrist ganz dieser Tradition verpflichtet – auch wenn er durchaus schon immer auch Einflüsse etwa aus dem Funk einbezieht in seine Songs.
"Renegade" ist mit seinen 13 Liedern ein Album, was einerseits die im Duo mit Cedric Burnside gepflegten Wege fortsetzt, gleichzeitig aber auch völlig neue Richtungen erkundet. Man muss nicht die von der Plattenfirma verbreiteten Sätze über das Renegatentum nachbeten. Und doch merkt man den Songs an, dass hier ein Einzelgänger seine Vorstellungen von einem zeitlos-aktuellen Blues umsetzt. Er singt Geschichten aus dem Alltag, die aus der Einzigartigkeit der Situationen zeitlose Wahrheiten machen. Etwa im Song "North Mississippi", der jegliche Romantisierung der Heimat verneint und statt dessen die Gewalt der unterentwickelten Region anprangert. Malcolm vergleicht seine Heimat mit dem Wilden Westen – Gewalt, Mord und Gesetzlosigkeit sind noch immer an der Tagesordnung. North Mississippi ist eben kein konserviertes und für Touristen aufpoliertes historisches Disneyland.
Am spannendsten ist "Renegade" in den Liedern, in denen Malcolm nicht allein mit dem Schlagzeuger Cameron Kimbrough sondern auch mit einer Bläsergruppe agiert. "Precious Jewel" ist einer der schönsten Songs, die ich in den letzten Monaten hören durfte. Insgesamt kann man das Album zu den wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres 2011 rechnen.