Ebylee Davis war im Frühjahr dieses Jahres ein Telefongast der Radiosendung Crossroad Café bei 98eins. Doch die Technik im funktionierte an dem Abend nicht richtig, so dass das Gespräch recht kurz bleiben musste. Daher vereinbarte ich mit ihm ein Treffen bei meinem nächsten Aufenthalt in Berlin für ein ausführliches Gespräch Mit seiner Superband ist er viel vor allem im Berliner Raum unterwegs und spielt samt Hornsection Soul und Blues. Stilecht trafen wir uns in einem echt amerikanischen Dinerlokal zu guten Hamburgern.
Die vollständige Fassung dieses langen Interviews findet man in der Juli-Ausgabe unseres kostenlosen pdf-Magazins.
gekürzte Fassung Text: Mario Bollinger. Foto: Karsten Spehr
WP: Wie sprechen Dich die Leute an? Ebylee, Ee Be oder EB?
Ebylee Davis: Eb!
WP: Du bist Amerikaner. Was hast Du früher in USA gemacht?
ED: Musik! Ich habe mit 9 Jahren schon in der Kirche bei einem Gospelchor gesungen. Mit 10 oder 11 habe ich dann den Blues entdeckt. Vorher hatte ich keine solche tiefgreifende Musik gehört. Ich hatte einen Nachbarn und er war immer auf der Terrasse gesessen und hat Blues gespielt und gesungen. Ich war immer total fasziniert von dieser Musik. Meine Eltern haben gesagt, dass ich von dieser Musik wegbleiben soll, weil es des Teufels Musik ist.
WP: Deine Eltern waren religiös?
ED: Sehr. Und dann habe ich mir gedacht, wie so eine vielversprechende Musik Teufelsmusik sein kann. Das habe ich nicht geglaubt. Und dann war ich war immer wieder da. Ich habe jede Möglichkeit genutzt, da zu sein, ohne dass es die Eltern wussten. Ich habe den Nachbarn gebeten, es mir zu zeigen. Er hat mir viel beigebracht. In der Schule habe ich dann mit einem Schulfreund eine kleine Band zusammengestellt und in der Schule gespielt. Jedes Woche und jedes Wochenende haben wir gespielt.
WP: Und wann haben Dir Deine Eltern es dann erlaubt, Blues zu spielen?
ED: Sie haben es nie erlaubt. Aber meine Mutter wusste, dass ich damit ein paar Dollar damit verdienen konnte. Sie war nicht glücklich darüber, aber sie hat aber auch nicht viel darüber geredet. Als wir dann später richtige Konzerte hatten, ist sie nie gekommen. Aber als sie meine erste Platte im Radio gehört hatte, war sie richtig stolz. Sie hat es nicht gesagt, aber man konnte es sehen und sie hat auch Nachbarn erzählt. Das Stück lief immer im Radio und das war mein Song.
WP: Wann bist Du erstmals nach Berlin gekommen?
ED: 1982 war ich zum ersten Mal in Deutschland, aber vorher war ich in London. Da habe ich jemand kennengelernt und sie hat gesagt, dass es in Berlin eine Band namens Bayou Blues Band gibt und die war sehr gut und ziemlich bekannt. Diese Band brauchte einen guten Frontman. Ich bin dann gekommen und habe sofort angefangen. Ein paar Jahre später habe ich mit vier deutschen Musikern die erste Bluesband gegründet. Die hieß The Radio Kings. Dann haben wir einen kleinen Plattenvertrag bekommen.
WP: Und dann hast Du entschieden, zu bleiben?
ED: Es lief ziemlich gut. Dann habe ich für den Botschafter gespielt. Ich durfte vor dem Mauerfall mit Seminaren und Workshops in der DDR etwas von unserer Kultur zeigen.
WP: Das heißt, Du als amerikanischer Klassenfeind in der DDR Kulturarbeit leistest?
ED: Ja, ich glaube, sie wollten zeigen, dass Amerika nicht der Feind ist und sich so mal eine andere Seite zeigen. Es war mein Glück, dass ich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war. Sie haben es nie gesagt, aber ich glaube, dass meine Hautfarbe eine große Rolle spielte. Natürlich war die DDR Propaganda so, dass die Schwarzen noch die Sklaven waren.
WP: Was war für Musiker wie Dich in Deutschland anders als in USA?
ED: Das ist eine schwere Frage, weil ich auch in Amerika arbeite. Ich habe regelmäßig Auftritte auch in den USA.
WP: Wo spielst Du mehr?
ED: 70% der Konzerte spiele ich in Deutschland und 30% der Konzerte spiele ich in USA. Das ist viel einfacher, hier zu sein, weil die Veranstaltungen in der Schweiz, Österreich oder auch Frankreich leicht erreichbar sind. Eine Tour in USA oder von USA aus kostet sehr viel Geld. Im Oktober spiele ich z.B. auf dem King Biscuit Festival in Arkansas. Das ist ein großes Festival über 3 Tage mit mehr als 70000 Tausend Besuchern. Ich spiele da regelmäßig seit fast 15 Jahren. Sie wechseln zwar jedes Jahr das Programm, aber es gibt ca. 6 oder 8 feste Standardbands, die immer wieder da sind und ich habe das Glück, dass ich einer der Standardbesetzung bin. Übermorgen bin ich dann in Chorzów Polen.
WP: Wieviel Konzerte machst Du dann im Jahr?
ED: So zwischen 80 und 100 Konzerte. Ich mache nicht alles mit, manchmal sage ich nein, weil ich auswählen kann. Ich habe mit dem Blues angefangen, um nicht reich zu werden. Keiner meiner Bekannten ist mit dem Blues reich.
WP: War BB King reich?
ED: Nein, der war bestimmt nicht reich, aber er musste nicht hungern. Buddy Guy ist reich.
WP: Wie verdienst Du Dein Geld?
EP: Ich komponiere meine eigenen Songs und schreibe auch für Andere. Ansonsten mache ich nur Musik. Ich habe mal für einen Mitarbeiter von „Herr der Ringe“ ein Stück komponiert.
WP: Du bist mir Nina Davis verheiratet, einer anerkannten Pianistin. Was war zuerst da, die Liebe zur Musik oder zur Frau?
ED: Ich habe sie durch die Musik kennengelernt. Sie spielte in einer anderen Band und ich bin da mal hingegangen. Es hat mich fasziniert, dass eine weiße Frau eine solche Begeisterung für die schwarze Musik hat. Ich kam mit ihr ins Gespräch und sie hat mit erzählt, dass sie schon lange auf meine Konzerte kam. Aber damals habe ich mehr auf ältere Frauen geschaut.
ED: Ich bin gerade im Studio und arbeite unter dem Label Soul Defender. Ich habe schon 3 CDs mit dem Label gemacht.
WP: Warum geht’s Du jetzt ins Studio oder warum nicht live?
ED: Im Studio gibt es bestimmte Sachen, die kann man kontrollieren. Live fehlt manchmal die Kontrolle und man nicht mehr viel ändern. Was da ist, ist da. Man kann noch mal drüber spielen, aber meistens klappt das nicht.
WP: Wenn Du im Studio bist, arbeitest Du dann kontinuierlich dran?
ED: Wir hören das 40-50 mal an, machen Notizen und gehen wir wieder ins Studio und ändern die Dinge im Studio. Für eine gute CD steckt man viel Geld rein für Studio und Musiker und nicht zu vergessen: GEMA
WP: Auch wenn es Deine Songs sind?
ED: Auch dann! Es spielt keine Rolle. Es kommt nur auf die gespielte Zeit an. Es hat sie nicht interessiert, dass die meisten Songs von mir sind.
WP: Wann kommt dieses Album raus?
ED: ich weiß noch nicht, aber ich schätze so im Oktober oder November diesen Jahres.
Da zum Interview die neueste CD EBsolutely gerade erschienen ist, möchte ich das Interview mit einer Rezension der CD beschließen. Eb Davis hat dazu ein Konzert im Berliner A-Trane aufgenommen. Als Musiker hat Eb Davis dabei gehabt: Nina T. Davis (piano/organ), Willie Pollock (sax), Jay ‚BowWow‘ Bailey (guitar), Ben Perkoff (Sax), Tom Blacksmith (bass), Lenjes ‚The Duke‘ Robinson (drums).
Die CD ist eine Mischung aus Soul und Blues. Wegen der zwei Bläser ist die CD stark soullastig und auch deutlich geprägt durch Eb Davis melodiöse Stimme. Für meinen Geschmack ist es trotz der Beteuerung von Ed Davis, das es Blues sei, mehr eine ansprechende Soul-CD geworden. Eb predigt weniger den Blues. Vielmehr singt er im Gospelsound seine Soulsongs. Ein live aufgenommenes Album ist zwar immer ein Glücksspiel, ob der Sound und die Stimmung gut eingefangen werden. Wenn es aufgenommen ist, dann kann man nicht viel nachträglich ändern. Aber in diesem Fall springt der Funke von Eb Davis schnell und leicht auf das Publikum des A-Trane über. Die CD enthält 17 Nummern, davon sind 9 Nummern mit der Beteiligung von Eb und Nina T. Davis entstanden. Bei den restlichen Nummern hat er sich bei anderen Autoren angelehnt. Wer Eb Davis im A-Trane verpasst hat, findet hier 100% Livestimmung. Mein Favorit, vor allem weil er von u.A. vom Botschafter des Blues Eb Davis mitkomponiert wurde, ist: „EBsolutely“ . Nomen est Omen.
Auf Tour
10.10. King Biscuit Blues Festival, Helena. Arkansas (USA) (EB Davis, Nina T. Davis, Jay Bailey and Band)
21.10. Yorckschloesschen Berlin (EB Davis & The Superband)
06.11. 29. Idar-Obersteiner Bluesnacht (EB Davis & The Superband)
23.11. Britzer Mühle, Berlin Britz (The EB Davis Quartet)
25.12. EB‘s annual Birthday Bash 2015, Badenscher Hof Berlin (EB Davis & The Superband and special guests)