In den letzten Jahren war der Bielefelder Gitarrist und Songwriter hauptsächlich auf akustischen Pfaden unterwegs. 2019 allerdings entstand eine neue Version seiner elektrischen Greyhound George Band, in der von seinem langjährigen Partner an der Bluesharp Andy Grünert, Bassist Wolfgang Schäfer und Detlev Schütte am Schlagzeug. Auf „Electrified“ finden sich wie gewohnt ein paar Bluesklassiker und vor allem Stücke aus der Feder des Bandchefs.
Elektroblues wird von vielen fälschlicherweise reduziert auf Bluesrock, bestenfalls dargeboten von sogenannten „Power-Trios“ in der versuchten Nachfolge von Cream. Allerdings ist der Blues so vielseitig in seinen Spielarten zwischen Countryblues, Bluesrock, klassischem Rhythm & Blues oder selbst jazzigen Klängen, dass es ein langes Leben braucht, um halbwegs einen Überblick zu bekommen. Man merkt es Greyhound George und seinen Kollegen an, dass sie Spaß daran haben, die jeweiligen Grenzen immer wieder zu übertreten. Mal brauchen die Songs heftig rockende Riffs, mal macht sich die Spielfreunde in jazzig-swingenden Solos Luft. Schütte und Schäfer sorgen jeweils für den passenden Groove. Und Gitarre und Bluesharp liefern sich dazu Duelle der mitreißenden Art.
Klar gibt es bei den Themen auf fast jedem Bluesalbum die Stücke über verlorene Liebe oder untreue Frauen. Doch wer George kennt, weiß, dass er selbst solchen Klischees immer wieder eigene Noten verpasst. So klagt er darüber, dass niemand einen Bluesman will, außer wenn es um Liebe und Verlust geht. Das Nachtleben ist nichts weiter als eine atemlose Jagd nach dem nächsten Kick, um der inneren Leere zu entkommen. Und auch politisch wird es immer mal wieder, etwa in „Follow The Money“.
Wer beim Blues auf das Erzählen von kleinen und großen Geschichten steht wird hier ebenso auf seine Kosten kommen, wie die Freunde des klassischen Elektroblues der letzten 60 Jahre oder so. Unbedingt anhören!