Die Band: ein paar der wichtigsten Musiker der kalifornischen Bluesszene, die Pianist Fred Kaplan zusammengerufen hat. Das Album: !7 Instrumentals, die live beim Zusammenspiel entstanden und nie zu Papier gebracht wurden. Der Stil: etwa aus den 40er Jahren. Damals als Blues und Jazz noch dichter benachbart waren im Alltag. Es swingt, es jumpt – und ab und zu gibt es auch paar Rhumba-Rhythmen. Das ist Tanzmusik für den Jazzkeller.
Live und ohne Spielereien – Jazziger Pianoblues a la Kalifornien
Nicht allein durch seine Mitwirkung in der inzwischen legendären Hollywood Fats Band gehört Keyboarder Fred Kaplan zu den wichtigsten Musikern im Grenzbereich zwischen Jazz und Blues. Wenn man sich seine Discographie anschaut, dann finden sich Alben in den verschiedensten Besetzungen – ob im klassischen Piano-Trio, ob mit Musikern wie Kim Wilson oder B.B. & The Blues Shacks – die Liste ist schier endlos.
Sein aktuelles Album Hold My Mule entstand über einen längeren Zeitraum hinweg. Immer wenn die Band (Kaplan – p,org Junior Watson – g, Richard Innes, drums, Kedar Roy – b, „Sax“ Gordon Beadle – ts) zusammenkam, dann wurde aufgenommen. Blues, Shuffle, ein wenig klassisch swingenden Rhythm & Blues: Und das alles ohne aufgeschriebene Noten und allein aus der Session heraus entstehend. Das ist etwas, was sich sonst eigentlich kaum jemand traut – weil die Ergebnisse ja absolut unvorhersehbar sind. Aber hier hört man sofort: Da ist eine Band, wo jeder dem anderen genau zuhört, wo – wie in einer guten Jam-Session üblich – man sich gegenseitig die Ideen zuspielt und einer halt doch irgendwie immer der Chef im Ring ist. Hier also Kaplan an den Tasten. Jedenfalls so lange, bis Junior Watsons Gitarre kurzzeitig mit prägnanten Licks die Führung übernimmt oder Beadles Sax klassische Honking-Sounds einstreut.
Den Stücken hört man die große Liebe zum klassischen Blues Kaliforniens an, zu Musikern wie T-Bone Walker in den 50ern, zu Pianisten wie Charles Brown aber auch Otis Spann. Wenn man das „Retro“ nennt, dann liegt man nicht wirklich falsch. Aber man hört ihnen eben die Frische an, das uneinstudierte und spontane ihrer Entstehung. Und das wiederum ist überhaupt nicht „Retro“ sondern einfach großartig. Insgesamt ist „Hold My Mule“ ein wirklich unterhaltsames und tanzbares Album, dass ganz bewusst außerhalb irgendwelcher Trends liegt. Und damit hat es natürlich am Markt so seine Probleme. Aber das ist in dem Fall wirklich das Problem der „normalen“ Blueskäufer, denen etwas entgehen könnte…