Die japanische Kultur wird mir immer ein Rätsel bleiben. Doch wenn paar Japaner mit paar dort gestrandeten Amerikanern Musik machen, dann ist das witzig. Zumindest jedenfalls bei Fat Blue Man.
So langsam entwickelt sich bei mir eine Manie – ich höre tatsächlich Weihnachtsplatten. Wenn man mal damit angefangen hat, dann kommt man an kein Ende mehr. Zur Zeit läuft grad eine japanische Fassung von Stille Nacht. Recht nett, wenn auch die Gitarren nicht ganz wissen, was sie bei dem Lied tun sollen. Aber der wunderbar schmalzige Satzgesang…
Verantwortlich für diesen Kulturschock ist Fat Blue Man, eine Band aus Japan. Genauer gesagt, eine in Japan ansässige Band, in der Japaner und Amerikaner gemeinsam spielen. Oder noch direkter: Bei Fat Blue Man spielen Hiroko Iwase (klassisch ausgebildete Violistin) und Eishi Blackstone (dr). Und dann gibts die beiden New Yorker Hiro und Tom sowie den Kanadier John Janzen (voc), von dem es heißt er sei aus Kanada abgehauen, weil ihm die Qualität des dort erhältlichen Sushi nicht zugesagt habe.
Diese Band, die sich dem Independent-Rock (oder was man in Japan dafür hält) verschrieben hat, bringt in Platten wie Back To Winnipeg das Leben in der Fremde zum Ausdruck, den Kulturschock ebenso wie die Unvereinbarkeit mancher kultureller Eigenheiten. Aber eben auch die Sehnsucht nach der Heimat in der Ferne. Gerade Back To Winnipeg steht dabei dem Country näher als ihr aktuelles Album Still A Long Way Off, das manchmal doch mehr dem japanischen Popmischmasch in all seiner reizenden Vielseitigkeit nahe steht.
Bekannt wurden Fat Blue Man hauptsächlich über das Internet. Ihre witzigen Lieder wurden recht schnell zu Favoriten der weltweiten youtube-Gemeinde. Und sie haben die japanische Youtube Song of The Year Trophy erhalten. Und da sie der Meinung sind, es wäre ihnen wichtiger, gehört als bezahlt zu werden, veröffentlichen sie sämtliche Scheiben in freien Lizenzen und bieten sie im Internet an.