Es ist diese Stimme, die einen vom ersten Ton an gefangen nimmt. Da ist eine Frau, durchaus weiß und blond, die in Balladen ihre Seele offenlegt. Da ist ein Mädchen, die über ihre Begnung mit dem Predigersohn erzählt, von Funkrhythmen getrieben. Da ist eine Musik, die das alles zusammenhält und mit Akzenten versieht. Es ist 1968, als Dusty Springfield ihr bestes Album „Dusty in Memphis“ aufnimmt.
Jerry Wexler, damals für Atlantic Co-Produzent des Albums schildert seine erste Begegnung mit der Stimme. „Es war 1965 und ich hörte eine hypnotisierende Stimme aus meinem Autoradio dringen. Ich war auf meinem Weg zu meinem Büro in Manhattan. Der Song war „Some of Your Loving“. Die Sängerin war Dusty Springfield, deren Stimme – zärtlich und makellos – eine sowohl sexuelle als auch seelische Verwundbarkeit vermittelte. (…) Ich war nicht interessiert, ich war aus dem Häuschen. Solch eine Seele, die aus einer englischen Frau tönt, hell und blond wie Jean Harlow? Warum nicht? Ich war bereits bekehrt zu der Vorstellung, dass weiße Briten wie Joe Cocker oder Rod Stewart Soul singen können.“
Er war dann froh, als er die Anfrage bekam, mit ihr ein Album zu produzieren. Obwohl die Sessions dafür ein eigenes Kapitel einnehmen würden. Dusty war mit seiner Liedauswahl unzufrieden. Die Muscle Shoals Studios mussten wieder abbestellt werden. Aus den 80 abgelehnten Liedern wählte er 20 neu aus – diesmal mochte sie die Diva plötzlich… Lieder von Randy Newman, von Carol King/Gary Goffin, Burt Bacharach und anderen. Lieder von Liebesleid und Freud, Lieder von Erwachsenen für Erwachsene. 11 Titel landeten schließlich auf der Platte.
Memphis – Musikhauptstadt der Welt. Elvis, Sun Records, Stax, die Muscle Shoals Studios… Aus dem Fundus der dortigen Musiker wählte Wexler die Begleitung für die britische Sängerin aus. Der Rhythmus von Soul und Funk, dazu Streicher, Bläser, … um die verschiedenen Stimmungen der Lieder zu untermalen. Dazu „The Sweet Inspirations“ als Hintergrundsängerinnen, die zuerst für Aretha Franklin gearbeitet hatten.
Das Ergebnis ist weißer Soul der Extraklasse. Ein Album für die Ewigkeit. Oder zumindest für die einsame Insel. Auch wenn es damals in den USA nur auf Platz 99 der Album-Charts und in Großbritannien überhaupt nicht in die Hitparade gelangte (die dort damals nur 15 Plätze umfasste).