Ella Fitzgerald gab zu, dass sie ihren Gesangsstil der frühen Jahre an denen von Connee Boswell orientiert hat. Und die Andrews Sisters waren anfangs nicht mehr als eine billige Kopie der Schwestern aus New Orleans.
Aufgewachsen (wenn auch nicht geboren) sind Connee (eigentlich Connie), Helvetia und Martha Boswell in New Orleans. Und schon von Kindheit an sangen sie gemeinsam (und das ist für weiße Mittelstandsmädchen der damaligen Zeit durchaus etwas Besonderes) Gospel und Blues. Das war möglich, weil ihr Elternhaus durchaus enge Kontakte zur Community der Farbigen in der Stadt pflegte. Ihre ersten Auftritte machten sie in den Vaudevilles in der Umgebung. Und ab 1925 traten sie auch regelmäßig im lokalen Radio auf. Aber da traten sie noch als Instrumentalkapelle in Erscheinung: Connee an Cello, Saxophon und Gitarre, Martha am Klavier und Vet an Violine, Banjo und Gitarre. Doch bald begann der Sender sie auch als Gesangsgruppe zu promoten. Da begann die seit einem Unfall zu Kinderzeiten an den Rollstuhl gefesselte Connee als Leadsängerin.
Und das unglaubliche Talent der drei Schwestern sprach sich schnell bis Chicago und New York herum. So begannen sie 1930 für Victor und ab dem nächsten Jahr für Brunswick Platten aufzunehmen. Erstmals tauchten sie in den Hitparaden mit „When I Take My Sugar To Tea“ auf, das aus dem Film „Monkey Business“ der Marx Brothers stammte. Bei der Aufnahme zeichnete niemand anderes als das angesagte Orchester der Dorsey-Brothers für die Begleitung verantwortlich. Auch weiterhin arbeiteten sie nur mit den besten Jazzern der Gegend zusammen, etwa mit Joe Venuti oder dem Ausnahmegitarristen Eddien Lang. 1932 schließlich traten sie erstmals auch neben Bing Crosby und Cab Calloway im Film „The Big Broadcast“ auf. Ihren einzigen Nummer 1 Hit (bei insgesamt 20 Hitparaden-Notierungen) hatten sie 1935 mit „The Object of My Affection“. Ein Jahr später allerdings zogen sich Martha und Vet zurück um zu heiraten.
Connee hatte schon seit 1932 ein paar Solonummern aufgenommen und setzte ihre Solokarriere erfolgreich bis in die späten 30er Jahre fort. So kamen zwei mit Bing Crosby gesungene Duette („Bob White“, „Alexanders Ragtime Band“) auf Platz eins. Bis in die 60er Jahre folgten regelmäßig weitere Plattenaufnahmen.
Bis heute finden die Lieder der Schwestern immer wieder neue Liebhaber. Und so war es kein Wunder, dass 2001 in San Diego ein Musical über ihre Karriere uraufgeführt wurde. Und Bands wie die Pfister Sisters oder The Ditty Bops singen ihre Lieder im Konzert.
Ach so, das sollte man vielleicht unbedingt noch anmerken: Wer bei „Rock ’n‘ Roll“ lediglich an den in den 50er Jahren populären Stil denkt, liegt ebenso falsch wie der, der bei dem Begriff nur an sexuelle Andeutungen denkt. Bei dem Lied der Boswells geht es um das Schaukeln eines Bootes. Um nichts anderes. Wir befinden uns schließlich im Jahre 1934!