(Re)Mixed Mode! Mein Fazit vorweg: Wären nicht so viele epochale Bandklassiker wie „Personal Jesus“, „Never let me down again“, „Policy of truth“ oder „Walking in my shoes“ unter diesen 37 Tracks, die auch durch extreme bis obskure Neugestaltung wenig bis nichts an Charme verloren haben, müsste man die Herausgeber – nach guter alter Sitte – Teeren und Federn.
Das Booklet kündigt vollmundig an: „Die Remix-Geschichte von Depeche Mode kann als Geschichte des Remixes angesehen werden.“ Unumstritten gelten DM als Pioniere der Remix-Kultur. Um dies zu manifestieren, wollte man die besten und bedeutendsten Remixes – mit historischem Anspruch – in dieser Box zusammenfassen. Mit dem Anspruch ist es so eine Sache … fürwahr eine Sache der Definition – und bei historisch fällt mir neben dem Zeitfaktor nur die üble Geldschneiderei der Herausgeber ein. Von Chronologie in der Trackzusammenstellung fehlt dagegen jede Spur. Alles wirkt ein wenig konfus und wenig erhellend.
Wer hätte sich nicht über den legendären, fünfzehneinhalbminütigen „Quad final mix“ von „Enjoy the silence“ gefreut oder den „Death mix“ von „Fly on the windscreen“ oder den „Beatmasters mix“ von „Behind the wheel“. Keine Chance! Stattdessen – bei allem historischen Wert – wurden die unhörbaren Adrian-Sherwood-Dubs von „People are people“ und „Master and servant“ oder (ich mag es gar nicht schreiben) der „Schizo mix“ von „Just can’t get enough“ auf den kreisrunden Silberling gebannt. Auch „Breathing in fumes“, das für mich so reizlos wie ein Tofu-Burger ist, und das von Kruder & Dorfmeister gepimpte „Useless“ dürfte man vom Weghören kennen. Es wäre zum Haareraufen, wenn mein Haupthaar nicht schon so spärlich dem Winde trotzt.
Aber es gibt auch die kleinen Leckerbissen auf dieser Compilation. Goldfrapps harmonischer „Halo“-Remix, „Walking in my shoes“ im „Random carpet mix – Full length“, die Neuinterpretation des Klassikers „Enjoy the silence“ von Linkin Parks Mike Shinoda oder der Daniel-Miller-Mix von „World in my eyes“ geben Anlass zur Genugtuung. Dass auch „Route 66“ in der Version von Beatmaster in der Trackliste zu finden ist, erfreut mich persönlich. Und so reiht sich wie bei so vielen Maxis, die Depeche Mode mittlerweile (besonders nach 1997) unter die Fangemeinde gestreut haben, Glücksgriff an Mittelmaß und Überraschung an Enttäuschung.