Zwei Slide-Gitarren versetzen einen tief in die Südstaaten. Hellbound Train von Delta Moon ist eine Platte mit feinstem Blues-Roots-Rock.
Eine Slidegitarre ist gut für Bluesrock. Zwei Slidegitarren sind besser? Ich glaub, dass das nicht unbedingt stimmen muss. Allerdings kann es hinhauen. Zumindest, wenn man zwei wirklich gute Spieler wie Tom Gray (lap-steel) und Mark Johnson (bottleneck) zusammenbringt.
Tom Gray hat als Songwriter schon ziemliche Erfolge vorzuweisen. So wurden seine Lieder beispielsweise von Popsängerin Cindy Lauper, Manfred Mann oder Bonnie Bramlett eingespielt. Geboren in Washington wuchs er in Virginia und Georgia auf. Aber eigentlich fühlte er sich immer auf der Familienfarm in North Carolina zu Hause. In den 80ern hatte er mit The Brains seine eigene Rockgruppe, mit der er zwei Alben bei Mercury Records veröffentlichte. Eigentlich war Gray von Haus aus Keyboarder. Doch Ende der 80er begann er erstmals damit, die Lap Steel Guitar zu spielen. Und dabei ist er bis heute geblieben.
Mark Johnson wuchs in einer der amerikanischen Wohnwagensiedlungen in Ravenna (Ohio) auf. Sein Onkel besaß einen Plattenladen. Und so war immer Musik im Hause. Während der Highschool spielte Mark in diversen Bands die Gitarre bis er in den 90ern nach Atlanta zog und dort seine Band Rude Northeners gründete. Hier begann er damit, sein Instrument mit dem Bottleneck zu spielen.
Delta Moon, die Band der beiden Gitarristen kam Anfang des Jahrhunderts in Atlanta zusammen.Damals, so die Bandbiografie, begegneten sich die beiden Musiker in einem Musikgeschäft. Tom wollte Mark eine Dobro verkaufen, die er auf dem Rücksitz seines Vans hatte. Doch Marks Freundin wollte lieber weiterziehen. So wurde die Dobro nicht verkauft. Aber man hatte zumindest Telefonnummern ausgetauscht. Und bald spielte man als Duo in den Cafés der Stadt. Mit Schlagzeug und Bass wurde aus dem Duo Delta Moon. Und in der Band vereinbart man den Blues des Mississippideltas mit der Rootsmusik der Appalachen. Schnell wurde die Band in diversen lokalen Wettbewerben als „beste Band“ ausgezeichnet. Und 2003 gewann Delta Moon die International Blues Challenge in Memphis. Dies war der Startpunkt für eine internationale Karriere.
Das Anfang 2010 erschienene Album „Hellbound Train“ ist mit seinen elf Liedern ein wunderbarer Ausflug in den tiefen Süden des Blues. So erinnert der Titelsong an die Glanzzeiten von solchen Gitarristen wie Sonny Landreth – und gleichzeitig irgendwie an die düsteren Country-Exerzitien von Bands wie 16 Horsepower (ohne allerdings deren völlige Hoffnungslosigkeit zu haben). „Du kannst niemals in den Himmel kommen, wenn du in einem Zug zur Hölle sitzt.“ Es ist eine Ergebung in das Schicksal zu spüren, die Bluesmen seit Jahrzehnten immer wieder dazu brachte, die Gitarren heulen zu lassen. Wahre Liebe lügt – weil man niemandem wehtun will. Und wenn hier kein Zug mehr fährt, muss man sich eben damit abfinden. Großartige Songs von einer wunderbaren Band zelebriert. Solche Bluesscheiben gibt es leider viel zu wenige.