WP--Editorial

Der eine Donnerstag im Monat wird immer sehnsüchtig erwartet: Früh geht’s zum Zeitungskiosk, um dort den neuen „Rolling Stone“ zu erwerben. Das ist eine der Luxusaktionen, die ich mir seit Jahren immer gönne. Und eigentlich bin ich auch selten richtig enttäuscht worden, seit das Blatt damals auf dem deutschen Markt erschien.

Ok, im letzten Monat gab’s einen peinlichen Fehler in einer ansonsten faszinierenden Reportage über den Jazz-Saxophonisten Ornette Coleman. Da war einen ganzen Absatz lang von Bachs „Mondscheinsonate“ die Rede. Zum Glück konnte Ludwig van Beethoven sich nicht mehr dagegen wehren…

Dafür aber der aktuelle Schock: Da widmet sich das Blatt in aller Ausführlichkeit Howlin Wolf! Blues und vor allem die alten Klassiker spielen in dem Blatt ja eher selten eine Rolle. Und jetzt das: eine Bluesbiografie, die kaum was zu wünschen übrig lässt (man hätte nur mal wirklich recherchieren sollen zu den komischen „elektrischen“ Alben, zu denen Chess Muddy Waters und den Wolf damals überredet hat. „Electric Mud“ hat im zeitlichem Abstand doch den Rang eines äußerst einflussreichen Bluesalbums erlangt. Für den Wolf steht das leider noch aus.)

Bei solchen Texten kann der Pfaffe nur neidvoll seinen Hut ziehen und sagen: kauft Euch dieses Heft! Und vor allen Dingen: hört mal wieder den Wolf – oder forscht bei youtube nach, da gibts einige nette Live-Videos von ihm zu entdecken.