Mittwoch-Nachmittag 16.15 h: Ingos PROG-Mobil „Old Henry“ ist auf dem Weg in die Bundeshauptstadt. Die beiden Insassen (Ingo und Tommasch), der Letztere ein bekennender Depeche-Mode-Fan, befinden sich in allgemeiner bzw. in froher Erwartung auf ein schönes Konzerterlebnis. „Polarkreis 18“ (Allein, allein) und „M83“ wurden als Vorgruppen angekündigt. Davon haben wir aber nicht viel mitbekommen – und das war auch gut so bzw. das war nicht weiter tragisch.

Um 21.00 Uhr soll es im Olympiastadion losgehen. Um es vorweg zu nehmen: 67.999 Fans und Ingo (ein Freund des Prog-Rock – Dream Theater ect.) fanden sich im Stadion ein. Die letzten Open-Air-Konzerte waren immer in der Berliner Waldbühne. Sie ist im Gegensatz zum Olympiastadion doch eher beschaulich, man könnte schon fast intim sagen. Dies hatte zur Folge, dass die Stimmung – aufgrund der weiten Entfernung zu den Rängen (ich hätte das fernglas mitnehmen sollen) – nicht übermäßig gut war. Zwar wurde jeder Song mitgeträllert und auch die Köpfe bewegten sich mehr oder weniger intensiv zum Rythmus, aber der durchgehende Wohlfühlcharakter von der Bühne bis zum hintersten Rang auf der Tribüne kam nur bei den Klassikern auf. Schade, denn dieses Konzert hätte ein pächtigere Stimmung verdient. Auch weil die Bühnengestaltung, der Sound und die Show als solche, absolut ok waren.

Das Konzert startet pünktlich mit „In Chains“, einem Song aus dem aktuellen Album. Daves Stimme war hervorragend. Auch seine gesundheitlichen Probleme sah man ihm (von der Haupttribüne) nicht an. Irgendwie wird er, je älter er wird, immer jünger. Seine Showeinlagen hatten es während des gesamten Konzertes insich. Die Songs von „Sounds of the Universe“ können, bis auf „In Chains“, „Wrong“ und „Jezebel“, live nicht wirklich überzeugen. „Peace“, die neue Single von DM, konnte mich schon als Albumtrack nicht vom Hocker reissen – funktioniert live schon überhaupt nicht. Das merkte man auch bei der spärlichen Resonanz des Publikums auf die Mitsing-Animierversuche des Frontmanns, als dieser den musikalischen Dialog mit den Fans suchte – und nicht wirklich fand.

Eine kleine Randnotiz: bei „It´s No Good“ hatte Dave nicht ganz den Anfang erwischt, aber sowas kann ja mal passieren.

Die Setlist war gespickt mit Songs quer durch die Historie der Band. Es war für mich besonders schön ein paar Tracks vom 86ger Album „Black Celebration“ zu hören, besonders „Stripped“ und „Fly On The Windscreen“ haben mir sehr gut gefallen. Mit dem Songs „In Your Room“ und „I Feel You“ wurde es dann wieder rockiger und der Abend nahm nach den seichten Songs vorab wieder Fahrt auf. Besonders „Never Let Me Down Again“ brachte das Fanblut zum Kochen. Zigtausende Arme schwangen hin und her – ein Anblick den man gerne sieht, würde ein deutscher Künstler sagen. Nachdem der Song verklungen war, machten sich einige Leute auf den Heimweg – Pech für sie, denn sie verpassten noch fünf weitere Songs, die es verdient hatten, von 68.000 Menschen gefeiert zu werden. 23 Uhr war dann Feierabend.

 

Es war ein schöner Konzertabend in einem Stadion, dass sicherlich für tolle Sportatmosphäre, aber leider nicht für Konzertatmosphäre, sorgen kann. Bitte das nächste Mal wieder in der Waldbühne!

Setlist: (* übel bis **** sehr gut)
In Chains ****
Wrong **** (hätte länger sein können)
Hole to feed **
Walking in my Shoes ***
It´s no good ***
A Question of Time ***
Precious ***
Fly on the Windscreen ****
Jezebel ****
A Question of Lust ** (Schnulze, aber den Leuten gefiel das sentimentale Gewimmere)
Come back **
Peace *
In your Room ***
I feel you ****
Policy of Truth ***
Enjoy the Silence ***
Never let me down again **** (bester Live-Song ever)

Stripped ****
Master And Servant **** (sehr nostalgisch)
Strangelove ****

Personal Jesus **** (neue Liveversion – sehr gelungen, der unplugged-Einstieg)
Waiting for the Night (Bare) ***