Der britische Sänger Willy Bo Walker ist in den letzten Jahren in den verschiedensten Bereichen der bluesverwandten Musik aktiv gewesen, von Stücken, die die Liebe zu Dr John und Tom Waits offenbarten bis hin zu Musik, die für Soundtracks für Tarantinofilme entstanden sein könnte. Mit dem Gitarristen E E Brayshaw hat er jetzt Stücke eingespielt, die in ihrer Erzählweise an den Rock der 70er erinnern.
Geschichten wie fürs Kino wollen sie erzählen – und Raum lassen für große Gitarrensolos. So beschreibt Wily Bo Walker den Ansatz für „Stone Cold Beautiful“. Und wenn das Album mit dem knapp sieben Minuten langen „Storm Warning“ losgeht, dann versteht man das sofort: Langsam und bedrohlich entwickelt sich hier ein Sturm, der irgendwann alles mit sich fortzureißen droht. Das ist Bluesrock der melodischen Art, wie er selbst mir gehörigen Spaß bereitet, weil er eben nicht die ewigen Klischees und Riffs wiederholt. Mit dem von Loudon Wainwright stammenden „Motel Blues“ kommt dann Country/Blues in der akustischen Version zu Gehör. Und auch hier fühlt man sich wieder in einen Film versetzt, vielleicht in eine Episode von Altman oder so. „Loan Me A Dime“, das zweite Cover auf dem Album, klingt zwar erst ein wenig nach den Belanglosigkeiten von Gary Moore, doch wenn Wily anfängt zu singen, zu klagen, dann wird daraus ein tief empfundener und anklagender Blues, dessen Botschaft von den Backgroundvocals noch in die Nähe einer Kirchenkanzel gerückt wird.
„Stone Cold Beautiful“ ist so ein ungeheuer spannendes Album für Rock- und Bluesfans gleichermaßen. Und vor allem auch für die Fans ausladender Gitarrensolos, die wirklich Geschichten weitererzählen und nicht einfach bloß die Brillanz des Saitenzupfers ausstellen. Tolle Scheibe!