Wie war das damals, als die Wikinger von Grönland aus nach Amerika fuhren? Wie lebte es sich an Bord – und wie seetüchtig waren die legendären Wikingerschiffe wirklich? Der Abenteurer und Journalist W. Hodding-Carter hat das mit seiner Crew nachvollzogen.
Die Warnung am Beginn des Buches „Wie die Wikinger“ sollte man ernst nehmen:
„Wenn Sie wirklich genau über die Wikinger Bescheid wissen wollen, dann legen Sie dieses Buch am besten gleich wieder zur Seite. Holen Sie sich lieber ihren gehörnten Helm (wie ihn übrigens kein Wikinger, der etwas auf sich hielt, je trug) und stürzen Sie sich, Schaum vor de Mund, wie ein guter alter Berserker auf irgendeinen in Nebel gehüllten Abfallhaufen, überzeugt, Sie allein hätten das „Weinland“ gefunden, von dem heute so viel Aufhebens gemacht wird.“
W. Hodding Carter ist immer offen für verrückte Ideen. So hatte er irgendwann einmal beschlossen, die legendäre Expedition von Lewis und Clark, bei der die Nordwestpassage entdeckt wurde, nachzumachen. Oder er erreichte als Journalist, der über den Wettbewerb berichten sollte, den zweiten Platz bei einem Austernwettessen. Irgendwann kam ihm dann die Idee, die Reiseroute der Wikinger nach Amerika nachzufahren. Und um das ganze noch zu toppen, wollte er das in einem Wikingerschiff machen. Zum Glück hat er darüber ein Buch geschrieben, denn „Wie die Wikinger“ ist eine der witzigsten und lesbarsten Segelbeschreibungen der letzten Jahre.
Und das beginnt (ich erinnere nur an die legendäre „Fahrt der Snark“ von Jack London) bereits mit dem Bootsbau. Wie schafft man es heute, ein Wikingerschiff zu bauen? Museen haben zwar Repliken angefertigt – doch ob die gefundenen Ruder und die Rümpfe überhaupt zusammenpassen, war nie wirklich geklärt worden. Und überhaupt: wie bekommt man für so ein Wahnsinnsunternehmen das nötige Geld und eine passende Besatzung zusammen?
Aber auch die Tour selbst – entlang der grönländischen Küste durch Ortschaften, immer im Kontakt mit Einheimischen, die dem Vorhaben selbst offen gegenüber stehen, schließlich (nach endlosen Debatten mit Meteorologen) über die Baffin-Insel, längs der kanadischen Labradorküste hin nach Neufundland – steckt voller witziger und spannender Abenteuer, die etwa auf die äußerst chaotische Mischung der Besatzung zurück gehen. Das war keine wissenschaftliche Expedition mit gelehrten Fachidioten an Bord, sondern eine Ferienreise über zwei Jahre mit einer Horder alt gewordener Jungs an Bord.
Ob Neufundland letztlich das sagenumworbene Weinland der Wikinger war, wurde nicht bewiesen auf der Fahrt. Aber dass die Wikingerschiffe gerade auch bei grober See seetüchtig sind – und dass Ozeanfahrten mit ihnen zwar mühsam aber durchaus möglich waren, dass konnte Hodding mit seiner Crew beweisen.