Watermelon Slim und Super Chikan mögen in Deutschland noch nicht so bekannt sein wie bei amerikanischen Kritikern. Doch in den letzten Jahren haben beide jeweils für sich jede Menge Nominierungen zu den Blues Music Awards angehäuft. "Okiesippi Blues" ist das erste gemeinsame Album der beiden Country-Bluesmen.
Es gibt sie noch immer, die fahrenden Bluesmen, die zu ihrer Gitarre aktuelle Geschichten erzählen. Der Truckfahrer Watermelon Slim ist so einer. (Trotz beträchtlicher musikalischer Erfolge hat er bis heute an dem Beruf festgehalten.) Auch Super Chikan ist keiner der Blueser, die nur über Alkohol, Party und fehlende Frauen singen mögen. Und so könnte man bei einer Zusammenarbeit erwarten, ein ganz großartiges Stück Country Blues der 21. Jahrhunderts zu hören zu bekommen. Leider funktioniert das nicht auf Albumlänge. Denn nur wenige der Songs auf Okiesippi Blues sind wirklich eines mehrfachen Hörens wert.
So ist schon der Opener "Trucking Blues" nicht viel mehr als ein Gitarrenriff mit ein wenig Bluesharp, das unterbrochen wird von Slangsprüchen aus der Trucker-Szene. Besser ist dann schön das mürrische Alt-Herren-Stück "I Don't Wear No Sunglasses", das Slim mit gewaltig schneidenden Riffs von seiner Slide-Gitarre zersägt. Hier gibt's keine nervenden und endlosen Solos, sondern nur einen Song ohne Schlacke. Das vergisst er aber leider zu oft in anderen der Kürze halber Songs genannten Stücke. Diese zersprengen die Songstruktur durch endlose Erzählungen, denen es allerdings an der nötign Spannung fehlt, um wirklich zu fesseln. Und das schier endlose Gefrickel der beiden auf elektrisch verstärkten Diddley Bo's ist nur ein akustisch störendes Füllmaterial, das in einem Live-Kontext vielleicht lustig sein könnte.
Super Chikan kommt mit seinem Blues wahrscheinlich am Besten in "You Might Know" rüber: Ein wirklich schönes Stück altertümlicher Country-Blues mit einer Harp die an Sonny Terry erinnert. Schönste Nummer des Duos ist das an "Rollin & Tumblin" erinnernde "I'm A Little Fish".
Insgesamt ist Okiesippi Blues ein Album mit ein paar schönen und aktuellen Liedern. Aber es gibt zu viel Füllmaterial darauf, als dass es ein wirklich sehr gutes Album wäre. Damit wird es nichts mit weiteren Nominierungen für Blues Music Awards.
