Dass man auch mit alten Songs anderer Künstler ein höchst gegenwärtiges und absolut persönliches Album gestalten kann, beweist Walter Trout mit seinem aktuellen Werk „Survivor Blues“. Neben seiner eingespielten Band hat er zu den Aufnahmen als Gäste auch noch Sugaray Rayford und den ehemaligen Doors-Gitarristen Robby Krieger eingeladen.

Er zählt zu den Ikonen des Bluesrock, seit er damals als Mitglied von John Mayalls Bluesbreakers ins Rampenlicht trat. Nach vielen Jahrzehnten ist Walter Trout in mehr als einer Hinsicht ein Blues Survivor – dem Tod entkommen und vom Stil her eher dran an den Vorbildern der Bluesgitarre der 70er Jahre als am einfallslosen Bluesrock der Gegenwart – macht sein Spiel mal wieder deutlich, dass Blues ohne persönliche Hingabe, ohne jede Menge Soul einfach nichts wert ist. Und auch die Lieder selbst sind Überlebende: keine dauernd gecoverten „Klassiker“, sondern kleine unbeachtete Perlen aus den Jahren zwischen dem elektrischen Chicagoblues der 50er und der jüngeren Vergangenheit.

Schon der Opener, die von Jimmy Dawkins stammende Nummer „Me My Guitar And The Blues“ ist ein aus vollem Herzen kommende Tour de Force auf der Gitarre: Nicht auf die Zahl der Noten, die Schwierigkeit der Solos kommt es an, sondern auf die Leidenschaft, mit der er sich in den Song hineinkniet. Auch wenn das ein Slowblues ist: Hinterher ist man fast atemlos.

Sunnyland Slims „Be Careful How You Vote“ kann angesichts der Wahlen der letzten Jahre aktueller kaum sein. Die Warnung vor den alles versprechenden Politikern, die letztlich doch nur ihren eigenen Interessen folgen passt nicht nur in die USA sondern mitterweile in jedes Land der Welt. Nirgendwo scheint die echte Demokratie noch wirklich sicher zu sein im Zeitalter des Populismus.

Da passt es auch, dass John Mayalls „Nature’s Dissappearing“ seinen Platz auf dem Album fand – sind doch Fragen der Umweltzerstörung mittlerweile zur Frage des Überlebens nicht nur für die Menschheit geworden.

Und wenn zum Schluss „God’s Word“ (J.B. Lenoir) beschworen wird, dann hat das nichts von einer missionarischen Veranstaltung, sondern offenbart die Kraft eines Klagepsalms. Die Veränderung ist notwendig wie nie. Und wie soll man sie erreichen?

Dazwischen kommen Lieder über die Liebe, das Glück und die Zeit auf dieser Welt. Die Stücke wechseln zwischen Funk und Rock, mit den beiden Gästen im Studio spielt sich Trout voller Spielfreude die Ideen zu, die Gitarren singen, Keyboarder Skip Edwards fügt die jeweils passenden Orgel und Pianosounds hinzu und die Rhythmusgrupper (Schlagzeuger Michael Leasure und Bassist Johnny Griparic) liefern das verlässliche Fundament für Trouts Musik. Nicht nur für Fans des Gitarristen eine Empfehlung! Jeder, der rockigen und aus tiefstem Herzen kommenden elektrischen Blues liebt, sollte hier nicht nur kurz reinhören.