Gregory Gibsons Buch Walfänger schildert die Meuterei auf dem 1815 erbauten Walfänger Globe, die zum Mythos der Seefahrtsgeschichte der USA so gehört wie die auf der Bounty für Großbritannien. Gleichzeitig ist die Darstellung auch eine gute Schilderung des Walfangs im 19. Jahrhundert.
Wenn man im Sommer zwei Wochen lang ständig Meldungen über einen Wal in der Ostsee hat schreiben dürfen, dann entwickelt man irgendwann auch Verständnis für den Walfang. Jedenfalls kurzfristig. Man muss bloß kurz mal wieder etwas darüber lesen, wie brutal dieser eigentlich wirklich war, um von so einer Marotte geheilt zu werden. Gregory Gibsons Buch „Walfänger“ ist dafür gut geeignet.
Der Autor schildert in seinem Buch die Reisen und die Meuterei auf dem 1815 erbauten Walfänger „Globe“, basierend auf jeder Menge historischer Veröffentlichungen und an Hand eines von ihm entdeckten Tagebuchs eines an der Rettung der Überlebenden beteiligten Matrosen.
Diese Meuterei ist in der Seefahrtsgeschichte der USA ebenso zum Mythos geworden wie die auf der „Bounty“ für Großbritannien. Doch im Gegensatz dazu ist die auf der Globe mit der brutalen Abschlachtung der Offiziere des Schiffs verbunden. Und sie ist – so macht es jedenfalls Gibson deutlich – nicht wirklich durch brutale Zustände sondern eher durch den beginnenden Wahnsinn des Anführers Samuel Comstock hervorgerufen worden.
Vom Bau des Schiffes zur Hochzeit des Walfangs auf Nantuckett über die Fahrt zu den Fanggründen im Pazifik und den Ablauf der Jagd auf Pottwale gibt das Buch eine lebendige Schilderung, die durchaus als Ergänzung zu der literarischen Überhöhung bei Melvilles „Moby Dick“ dienen kann. Auch die schwierigen Kontakte zwischen Seeleuten und Eingeborenen auf den Marschallinseln oder Hawaii werden lebendig dargestellt.
Einzigartig hingegen ist die Familiengeschichte der Quäkerfamilie Comstock. Hier wird deutlich, wie religiöser Ernst bei einem rebellischen Jugendlichen letztlich zu einer völligen sozialen Unverträglichkeit und dem Ausleben von Mordphantasien führen kann.
Wer sich mit der Geschichte des Walfangs beschäftigen will, sollte sich Gibsons Buch unbedingt durchlesen. Wer eine spannende Abendlektüre mit Segleratmosphäre sucht, ist damit ebenfalls hervorragend bedient. Als Anleitung zur Meuterei ist es hingegen nicht wirklich brauchbar. Es sei denn, man will als Massenmörder in die Geschichte eingehen wie Comstock.