Am richtigen Ort und mit den richtigen Veranstaltern kann man auch am Sonntagabend ein ausverkauftes Konzert organisieren. Und sowohl Musiker als auch die Fans heftiger Gitarrenklänge hatten ihren Spaß, als am 4. März der südafrikanische Musiker Dan Patlansky seine Deutschlandtour im vorpommerschen Düvier startete. Der Verein Klangfest e.V. hatte hier eine eindeutige Überraschung parat! Und die Besucher erlebten eine Rockshow, die viele einfach begeisterte.

Pünktlich um 18 Uhr enterten die Strittmatters als Support die Bühne. Die Band um Sänger/Gitarrist Christoph Strittmatter stammt aus Neustrelitz und tourt mit ihrem Southern Rock nun schon einige Jahre durch die Region. Ihr Auftritt in Düvier mit eigenen Songs zwischen Rock, Country, etwas Blues und jeder Menge Anklänge an Bands wie Lynnyrd Skynnyrd ging prinzipiell in Ordnung. Je länger der Auftritt und je stärker die Anklänge an klassische Bands des Genres in den eigenen Songs, desto eher erwische ich mich beim zufriedenen Mitwippen und innerlichen Grinsen. Nur zwei Dinge störten, das eine gewaltig, das andere eher am Rande. Das erste: Der Sound. Die mit der Technik beauftragte Firma hat den Klang derartig verschwommen und matschig abgemischt, dass die zwei Gitarren mich akustisch nicht mehr auseinander zu halten waren und der Gesang zu häufig einfach im Hintergrund verschwand. Das andere Manko fiel daher kaum noch ins Gewicht: Normalerweise tritt die Band als Quintett mit einem Keyboarder auf. Der fehlte leider krankheitsbedingt. Aber ich bin schon gespannt drauf, die komplette Besetzung demnächst nochmal zu hören. Vielleicht ist bis dahin das angekündigte neue Album schon fertig.

In der Presse wird Dan Patlansky gern als Bluesrocker gefeiert. Mit dieser Kategorie tut man ihm allerdings Unrecht, schiebt man ihm in eine Schublade, in die er eindeutig nicht gehört. Das wurde schon beim Opener in Düvier klar: Johnny (auch der Opener seines aktuellen Albums „Perfection Kills“) ist ein Rocksong, der mit fettem Riff und Wechsel zwischen rauhem und sehnsuchtsvollem Gesang daher kommt und Patlansky jede Menge Möglichkeiten gibt, seine Meisterschaft auf der abgerockten Fender zu beweisen. Leider auch hier: der Sound! Die leiseren Gesangslininien verschwinden im Sound fast komplett. Und das nahm den Songs einen großen Teil ihrer Dynamik und Dramatik. Wenn nicht gerade der großartige Keyboarder Patlanskys Gitarrenexzessen einen Kontrast entgegen setzte, verschwammen die Songs immer wieder in einem einheitlichen Klangbrei, der auf Dauer einfach nur laut war.

Dabei ist Patlansky wirklich jemand, der in seinen Songs Geschichten zu erzähen weiß. Klar scheint er sich am wohlsten zu fühlen, wenn er introvertiert seiner Gitarre das nächste Solo entlockt und dabei jegliche Möglichkeiten ausschöpft, Klänge aus dem Instrument hervorzuholen. Doch immer dann, wenn es eigentlich auf die Zwischentöne, die feine dynamische Abstufung ankommt, wird er vom Sound im Stich gelassen. So wird selbst eine zurückhaltende und lyrische Nummer wie „Mayday“ zu einem lautstarken Rocker. Das ist mehr als schade!

Warum man Patlansky gerne als Bluesrocker bezeichnet, hat er selbst in einer Ansage angedeutet: Auf jedem seiner vielen Alben findet sich ein Song im Bluessound. Auf „Perfection Kills“ ist das „Judge a Man“, den er ebenso wie B.B. Kings „You Upset Me Baby“ als Bluesjam mit nur anfänglich gezogener Handbremse zelebriert. Dabei wird aber dem Bluesliebhaber eines klar: Patlansky versteht den Blues hier nur als musikalische Form, als Vehikel, weitere technisch atemberaubende Solos zu spielen. Mal erinnert sein Spiel dabei an Gary Moore, mal (in ruhigeren Momenten) an David Gilmore und wenn er die Telecaster pur und ohne Effekte spielt, dann könnte man sich sogar an Mark Knopfler zu Zeiten der Dire Straits erinnert fühlen.

Fazit: Dan Patlansky ist ein wahrer Meister, wenn es um das virtuose Gitarrenspiel geht. Die eigentiche Qualität seiner Songs ging in Düvier leider im völlig vermurksten Sound unter. Aber wer auf krachende Rocksongs mit guten Texten steht, kann diese unter anderem auf „Perfection Kills“ entdecken.

Eine Anmerkung noch als Reaktion auf erste Rückmeldungen zu meiner von einigen als zu heftig empfundenen Kritik: Klar ist der alte Kneipensaal von Düvier von der Akustik her nicht die Elbphilharmonie. Die wäre für so eine Rockshow auch nicht wirklich geeignet. Für die Soundprobleme waren vor allem die angeheuerten Techniker verantwortlich. Das es auch in diesem Raum tollen Sound geben kann, haben die gleichen Leute im Herbst letzten Jahres bei der Bluesnacht mit Henrik Freischlader und Mike Anderson gezeigt. Und was die Dynamik von Patlanskys Gesang angeht: Dafür waren einfach die falschen Mikros ausgewählt worden.