Duett-Alben sind in den letzten Jahren zu einem beliebten Mittel der Industrie verkommen, um altbekannte Songs von teilweise schon toten Künstlern in neuer Form wieder auf den Markt zu bringen. Van Morrison allerdings widersetzt sich mit seinem 35. Studioalbum dem Klischee: Er wählte konsequent unbekannte Songs aus seinem reichhaltigen Katalog aus. Und er bestand darauf, mit den Duettpartnern wirklich gemeinsam im Studio zu arbeiten.
Nein: Songs von Astral Weeks sucht man hier vergeblich. Und auch „Moondance“ fehlt. Was Van Morrison mit „Re-Working“ meint, wird gleich bei den ersten zwei Liedern von „Duets“ klar: Mit dem inzwischen verstorbenen Bobby Womack wird „Peace of Mind“ zum feinen Soul mit üppigen Streichern. Auch wenn Womacks Stimme hier manchmal schon etwas brüchig ist: die heutigen Jungspunde im Soul bekommen so eine Intensität – und gleichzeitig so eine Eleganz nur selten hin. „If I Ever Needed Someon“ (eingesungen mit der wunderbaren Mavis Staples) ist ein inbrünstiges Gebet, das selbst verstockte Heiden zum Innehalten bringen kann.
Wie überhaupt sind es eher die alten Kollegen, die Van Morrison eingeladen hat: ob nun George Benson eleganten Jazz (inklusive Gitarrensolos) abliefert oder (für mich einer der Höhepunkte) Taj Mahal und Morrison bei „How Can A Poor Boy?“ den Blues zelebrieren: das ist einerseits typischer Van Morrison, wie wir ihn seit Jahrzehnten kennen und lieben. Und es ist gleichzeitig eine Aufforderung, uns auch die unbekannteren Songs vor allem aus den letzten Jahrzehnten mal wieder gründlicher anzuhören.
Manch jünger Künstler sind von der Stimme des Altmeisters fast eingeschüchtert: Stoss Stone etwa traut sich bei „Wild Honey“ nicht wirklich zu, mehr als ein paar verzierende Koloraturen beizusteuern. Und Michael Bublé versucht gar, „Real Real Gone“ in seinen stromlinienförmigen Las-Vegas-Swing zu versetzen. Da lobe ich mir doch eher Greogory Porter, der mit Morrison „The Eternal Kansas City“ zelebriert und das als unwahrscheinlich swingender Jazz mit Ecken und Kanten.
Außerdem mit dabei: Mark Knopfler, Chris Farlowe, Steve Winwood, Shana Morrison, Georgie Fame und sogar Mick Hucknall, dem man eine derartige Gesangsleistung wie bei „Streets of Arklow“ eigentlich gar nicht zugetraut hätte.
„Duets“ – ein tolles Album. Soviel Soul muss es mindestens sein! (RCA/Sony)