Einen Plan B erwartet von Van Morrison wohl niemand mehr immerhin ist er inzwischen schon fast 70 Jahre. Und sein beim Jazz-Label Blue Note veröffentlichtes neues Album „Born To Sing: No Plan B“ hält demzufolge wenig überraschendes in Sachen Musik bereit. Dafür aber einen Sänger, der mit der Welt mehr als unzufrieden ist.
Relaxt und selbstzufrieden – so könnte man die ersten Eindrücke umschreiben: Van Morrison singt seine seit Jahrzehnten perfektionierte Mischung aus Jazz, Soul und klassischem Rhyhtm & Blues. Eingespielt in Belfast mit seiner langjährigen Tourband gab es offensichtlich kaum Anreize zu Experimenten. Doch wer Van Morrison auf den akustischen Ersteindruck reduziert, der hat offensichtlich nicht auf die Texte gehört, die der Sänger hier in seiner sofort erkennbaren Weise von sich gibt. Er bezieht sich auf Sartre („Sartre said hell is other people/I believe that most of them are,“), hört überall nur völlig belanglosen Jazz in den Aufzügen, hät Gott für endgültig Tod und sein Reich vom Mammon übernommen. Und überhaupt: Er fühlt sich mies behandelt von „denen“ – auch wenn er nicht spezifiziert, wer die sind. Die Auswahl bleibt dem Hörer überlassen: Von der Musikindustrie bis hin zu den Politikern und Meinungsführern der Medien scheint jede Verrmutung zu passen. Van Morrison hält sich für missverstanden. Doch statt wirklich sich aufzuraffen zu einem Protest, der andere auch ermutigt, hat er sich auf die Position eines grantelnden alten Mannes zurück gezogen. Und das nervt auf die Dauer dann doch ganz schön. Und das tut dem Album nicht gut. Musikalisch ist das wirklich guter bis sehr guter Van Morrison: jazzig, soulig, scheinbar warmherzig. Doch es ist eine Mogelpackung mit diesen Texten.
Und so muss wohl jeder sebst entscheiden, ob er „Born To Sing“ für ein gutes oder eines der etlichen verzichtbaren Alben des Sängers halten will. Ich selbst werde wohl noch einige Wochen und Hördurchgänge brauchen, bis ich mir darüber klar geworden bin.
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