Vier altgediente (und vielseitig profilierte) Musiker der britischen Bluesszene haben sich zu The Motives feat. Matt Taylor zusammengefunden. Ihr selbstbetiteltes Debüt gehört zu den besten britischen Bluesalben des Jahres.
Bei Debütalben richtet man sich als Rezensent ja meist darauf ein, über kleinere Unebenheiten und Unsicherheiten hinwegzuhören. Das, sowvie vorweggesagt, war bei The Motives feat. Matt Taylor nicht nötig. Selten habe ich in diesem Jahr ein deratig rundes Album gehört, wo auch schon ein ganz eigener Stil gefunden wurde. Aber das liegt auch daran, dass die Musiker seit Jahren in den unterschiedlichsten Projekten und Bands durch die Weltgeschichte touren und wahrhaftig nicht mehr als Anfänger gelten können. Gitarrist/Sänger (und Hauptsongwriter) Matt Taylor etwa gehörte zum Blues Project von Snowy White und war vorher mit Long John Baldry quer durch Europa unterwegs. Aber auch für Patrica Kaas, Jamie Cullum und sogar Joe Bonamassa stand er schon im Studio. Bassist Andy Graham (eigentlich ein klassisch ausgebildeter Musiker) wurde 2010 bis 2012 bei den British Blues Awards als bester Bassist ausgezeichnet. Und auch Schlagzeuger Roy Martin und Keyboarder Jonny Dyke können in ihren Lebensläufen auf illustre Namen aus Rock, Pop, Soul und Country verweisen.
Was das Quartett allerdings auf ihrem Album spielt, das hat mit den ganzen Referenzen wenig zu tun sondern ist ein frischer Bluessound ganz eigener Prägung. Natürlich klingen die Bluesclubs von Chicago in den 50er Jahren mit wie auch der britische Rhythm & Blues der 60er. Aber letztlich ist Matt Taylor seinem Ziel, Bluessongs zu schreiben, die man so noch nicht gehört hat, ziemlich nahe gekommen. Das geht schon beim Opener „Never Tell A Lie“ und seinem gebremsten Intor los, wo sofort die klare und unüberhörbare Gitarre Taylors heraussticht und sein warme Stimme gemeinsam mit den Orgelklängen Jonny Dykes umspielt wird. Manchmal fühlte ich mich bei diesem Retro-Sound an Bands wie die zu Unrecht vergessenen Black Sorrows erinnert. Aber auch die von Kollegen in einzelnen Songs gezogenen Verweise auf Bands der 60er sind natürlich nicht von der Hand zu weisen (ok: Procul Harum höre ich hier eher nicht – das ist ne Bluesband!). Aber es muss nochmals betont werden: Hier sind die ganzen popkulturellen Versatzstücke so in einen eigenen Bandsound verschmolzen, dass man sie ohne Gewalt eh nicht mehr gelöst betrachten kann. Und damit würde man den gehörigen Spaß an dem Album zerstören. Ganz klar: The Motives feat. Matt Taylor gehören mit diesem Album in die Spitzengruppe des britischen Blues. Und ganz sicher ist das eines der Debüts des Jahres 2012.
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