Seit einigen Jahren hatte Jon Lord neben seinen klassischen Alben immer wieder auch den klassischen Britischen Blues der 60er Jahre im Programm, wenn er Konzerte gab. 2011 erschien das beim Jazz Festival in Rottweil mitgeschnittene Album des John Lord Blues Project.
Es ist schon eine Schande, dass man oft erst durch Todesnachrichten dazu angeregt wird, sich wieder mit der Musik seiner Jugendhelden zu beschäftigen. Deep Purple war irgendwann erledigt für mich. Die Reunion der 80er Jahre überzeugte mich nicht. Ich wollte mir die Erinnerung an die großen Zeiten der klassischen Besetzung mit Jon Lord, Ian Gillan und Blackmores Gitarre nicht verderben. Und so entging mir die Entwicklung des Hammond-Spielers Jon Lord seither komplett. Umso überraschter war ich jetzt, als ich bei der Recherve auf ausgerechnet Blues-Alben von ihm stieß. Einerseits die Scheiben mit den Hoochie Coochie Men. Aber vor allem das Live-Album mit seinem Jon Lord Blues Project.
Das vor rund 800 Jazzfans in Rottweil mitgeschnittene Konzert ist so etwas wie eine Zeitreise zurück in den britischen Rhythm & Blues vor der Erfindung des Hardrock. Neben Jon Lord gehören zu dieser All-Star-Band Bassist [[Colin Hodgkinson]], [[Maggie Bell]] (Gesang), Miller Anderson (Gitarre und Gesang), [[Zoot Money]] (Keyboard und Gesang) und [[Pete York]] am Schlagzeug. Das Programm: Klassiker bis zum Abwinken wie der scheinbar unverzichtbare Hoochie Coochie Man oder der Walkin Blues. Aber auch Tom Waits‘ „Way Down In The Hole“ oder auch Deep Purples „Lazy“ und „When A Blind Man Cries“ passen sich hier ein. Dass sich die Bandmitglieder das Gesangsmikro teilen, macht das an sich schon inspierirerte und faszinierende Konzert noch abwechslungsreicher. Wenn etwa Maggie Bell „Wishing Well“ röhrt, dann kommen Erinnerungen an eine Zeit auf, als Tina Turner noch nicht zu einer Karrikatur ihrer selbst verkommen war. Und der „Walkin Blues“ mit den lang nicht mehr gehörten Basslinien von Hodgkinson ist mehr eine Hommage an die späteren Zeiten von Alexis Korner als ein Ausflug ins Delta a la Robert Johnson. Und beim Schlusstitel „I’m a Man“ kommen natürlich sofort die Erinnerungen an die Spencer Davis Group. Mag sein, dass hier der Blues nicht neu erfunden wurde. Aber dieses Album ist nicht nur eine wirklich gute Bluesscheibe sondern auch eine würdige Erinnerung an Jon Lord. Und jetzt hör ich doch wieder mal „Made In Japan“ und lasse die Boxen dröhnen!