Beim Keller-Gosple-Projekt „The Dad Horse Experience“ kann man sich normalerweise auf äußerst düstere Geschichten einstellen. So nannte sich der Vorgänger zum aktuellen Album „Eating Meatballs on a Blood-Stained Mattress in a Huggy Bear Motel“. Da freut man sich doch gleich, dass „I’m A Stranger Here Below“ ein ganzes Stück heller und freundlicher daher kommt. Doch die One Man Band wäre nicht sie selbst, wenn das Licht hier ohne Brechungen daherkäme und der schlichte Glauben immer wieder in Frage gestellt würde.
Da gibt es leere Stühle im Himmel und der Hölle – wo gehöre ich eigentlich hin? Würde ich nicht gleichzeitig gut hier und dorthin gehören? Dad Horse Ottn macht es sich und uns nicht einfach. Sicherheiten gehören in Frage gestellt, einfache Lösungen können leicht auf falsche Pfade führen. Musikalisch tobt sich der Songwriter wie immer auf seinem alten Tenorbanjo aus. Doch hin und wieder kommen auch Rockgitarren, Countryklänge oder Zitate aus der Soulmusik zum Tragen.
Da wird die offizielle Hymne zum Welt-Selbstmitleids-Tag angestimmt, im Duett über die Rauen und Rowdyhaften Wesenszüge des Songwriters geklagt oder ein altes Kirchenlied zum offziellen Kellegospel umgedeutet – Es ist niemals so eindeutig, wie es zunächst scheinen mag. Doch wer glaubt, alles wäre nur düster oder hoffnungslos, der hat auch nicht recht hingeschaut. Es gibt die Hoffnung auf Erlösung. Selbst in der düsteren Welt von Dad Horse Experience.