Seit Ende der 60er Jahre sind Sänger Tail Dragger und Harmonica-Spieler Bob Corritore schon in der Chicagoer Bluesszene aktiv. Ihr gemeinsames Album „Long Time Friends In The Blues“ könnte man gut als Hommage an den großen Howlin Wolf hören. Denn die Intensität, mit der die beiden Musiker agieren, erinnert nicht nur manchmal an ihn.
Eine Platte wie eine Zeitreise zurück in die 50/60er Jahre: Heftig stampfende Grooves, ein Sänger, der sich die Seele aus dem Leib zu singen scheint, eine Bluesharp, die die Band immer wieder nach vorne puscht, man fühlt förmlich, wie die Tanzfläche bebt am Samstagabend. Es ist Zeit für den Blues, irgendwo in der Southside von Chicago. Doch nein – die Platte stammt wirklich aus dem Jahr 2012. Das ist kein ausgegrabenes Stück Musikgeschichte. Das ist lebendiger, blutvoller und mitreißender Chicagoblues, dargeboten von einer Band, die aber genau diesen Stil noch immer so pflegt, wie er damals gut und richtig war. Tail Dragger und Bob Corritore sollen das erste Mal am Tag nachdem Howlin Wolf gestorben war, gemeinsam auf der Bühne gestanden haben. Aber schon vorher verband die beiden die Bewunderung für Muddys Konkurrenz bei Chess Records. Bei „Long Time Friends In The Blues“ ist auch noch Veteran Henry Gray als Pianist mit dabei und sorgt so für das ganz klassische Bandgefüge. Bis auf „Sugar Mama“, was vom ersten Sonnyboy Williamson stammt, wurden alle Songs des Albums von Tail Dragger geschrieben. Und sie sind durchzogen von der Altersweisheit und dem Humor eines Menschen, der sein Leben lang mit und für den Blues gelebt hat. Das ist ein Album, das man heute im Musikunterricht einsetzen kann, wenn es um Blues in Chicago geht.