Wie gut die Paarung von alten Bluesmusikern mit der Indie-Rock-Szene funktionieren kannt, hatte schon R.L.Burnside mit Jon Spencer vorgemacht. Seit einigen Jahren lässt sich T-Model Ford (James Lewis Carter Ford) auf der Bühne und im Studio von der Band GravelRoad begleiten. Mit Taledragger haben sie 2011 ein großartiges Album vorgelegt, was sowohl den hypnotischen Groove des North Mississippi County wie auch die Energie des Punk beinhaltet.
Wie alt er ist, weiß T-Model Ford nicht so genau. Geboren ist er wahrscheinlich irgendwann zwischen 1920 und 1925. Zahllose Jobs hat er neben der Musik gehabt. Und einige Jahre seines Lebens gehörte er im Knast zu einer Jail-Gang. Das sind nicht nur äußere Narben, die von so einem Leben bleiben. Doch wenn "Taledragger" mit "Same Old Train" losrumpelt, dann werden alle Fragen nach dem Alter gegenstandslos. Hier entsteht eine zutiefst moderne Version des "Mystery Train", der mit der Kraft moderner Lokomotiven losbraust. Die Gitarren heulen und jaulen dazu, die Rhythmen klingen sowohl nach den Jukejoints im Norden Mississippies wie nach Rockschuppen der 90er Jahre. Und wenn Ford seine klagend-rauhe Stimme erklingen lässt, dann fühlt man sich an Howlin Wolf oder Junior Kimbrough erinnert.
Klar, dass die Fragen des Alters für Ford eine Rolle spielen. So gibt es auf "Taledragger" Titel wie "How Many More Years" oder "I Worn My Body for So Long". Doch sind das keine altersgerechten Meditationen sondern kraftvoll rockende Anklagen gegen den Tod. Und wenn Ford mit GravelRoad "Big Legged Woman" anstimmt, dann ist klar, dass dieser Bluesman noch immer für eine rauschende Party zu haben ist. Vergleichbar mit "Taledragger" war 2011 wahrscheinlich nur noch "Memphis Mojo" von Louisiana Red & Little Victor's Juke Joint.