Seit mittlerweile zehn Jahren gehört das kanadische Souljazz Orchestra weltweit zu den bekanntesten Vertretern des Afro Jazz. Ihr mit zahlreichen Gästen eingespieltes Album „Solidarity“, das im September bei Strut Records erscheint, erweitert das Spektrum um Sounds und Rhythmen aus Brasilien und der Karibik.
„Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied!“ protestieren Zuhörer in Auerbachs Keller in Goethes Faust. Und immer wieder gab es seither die Auseinandersetzungen darum, ob und wie Kunst sich politisch engagieren sollte. Wenn ein Album sich nicht nur plakativ „Solidarity“ nennt sondern auch mit der Covergestaltung an die Plakatkunst sozialistischer Länder anknüpft, dann ist eine derartige Frage durch den Rezensenten fast vorprogrammiert. Aber eigentlich ist sie unnötig, auch wenn sich das Souljazz Orchestra durchaus politisch engagiert und die Stücke nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen oder traditionelle Volksgeschichten sondern auch soziale und politische Themen beinhalten. Die Verständlichkeit derselben wird allerdings durch die fast babylonische Sprachenvielfalt erschwert: Englisch, Spanisch, Portugiesisch und das aus dem Senegal stammende Wolof werden durch Einschübe in Französisch und Arabisch ergänzt. Wer da mithalten kann, ist zu beglückwünschen.
„Solidarity“ kann trotz allem gut auch als eines der groovendsten Alben des Jahres hören und tanzend würdigen. Die Mischung aus Soul, Jazz, Afrobeats und ähnlicher Zutaten, mit denen das Orchester welltweit bekannt wurde, wird jetzt noch erweitert um Reggae und brasiliane Rhythmen. Verantwortlich dafür sind Gäste wie der usrprünglich aus Sao Luis im Nordosten Brasiliens stammende Gitarrist Tommel Teixeira Ribeiro oder der Singer/Songwriter Slim Moore, der familiäre Wurzeln auch in Jamaica hat. Höhepunkte sind das vorab als Single erhältliche „Ya Basta“, der wundervolle Reggae „Kingpin“ und „Tanbou Lou“. Hier ist ein vom Ansatz und den Instrumenten her „retro“ zu nennender Groove entstanden, der gleichzeitig in jeder Sekunde heutig ist. Ob man diese Musik Afro-Jazz oder anders nennen will – „Solidarity“ ist ein großartiges Album. Schade nur, dass es erst im Herbst erscheint. Denn eigentlich wäre das die ideale Sommerplatte 2012.