Die 50er Jahre in Großbritannien brachten eine Musik hervor, die noch Ende des letzten Jahrhunderts ein Revivial hatte: Skiffle basiert sowohl auf der britischen und amerikanischen Folkmusik als auch auf Blues, Country und Jazz.
Skiffle ist außerdem eine Musik, die unter anderem auf unkonventionellen oder selbst gemachten Instrumenten wie dem Waschbrett oder selbstgebauten Teekistenbässen gespielt wird und nach Meinung von Musikhistorikern gerade wegen ihrer manchmal zur Schau gestellten Unprofessionalität viele Jugendliche zum Musizieren brachte.
Großes musikalisches Vorbild sind die Jug-Bands aus den 20er und 30er Jahren.
Ab 53/54 machten Musiker wie der Jazzer Chris Barber, Alexis Korner und Lonnie Donegan den Skiffle in Großbritannien populär. Leadbellys „Rock Island Line“, der von Donegan auf einer LP von Barber eingespielt wurde, wurde 1956 zu einem Welterfolg und brachte einen zweijährigen Skiffle-Boom hervor. Obwohl Donegans Band ab 1956 mit der gleichen Standardinstrumentierung wie die Rockbands auftrat (Gesang, Leadgitarre, Rhythmusgitarre, Kontrabass, Schlagzeug), begannen die Teenager nach dem Beispiel der amerikanischen Jugbandmusik der 20er Jahre neben dem Waschbrett auch weitere „Nicht-Instrumente“ wie jug (Krug), tea-chest-bass (Teekistenbass), Kazoo usw. einzusetzen.
Lonnie Donegan wurde zum Vorbild vieler britischer Pop-Superstars der 60er und 70er Jahre, die als Teenager in den 50er Jahren mit Skiffle begonnen hatten, so zum Beispiel die Beatles, die Rolling Stones, Eric Clapton, Mark Knopfler, Elton John, Rod Stewart, Chris Farlowe, Van Morrison, The Kinks, Led Zeppelin, Roger Daltrey, etc. Ohne diese Welle hätte es nicht genug Jugendliche gegeben, die in den 60ern die Rock- und Beatrevolution in Großbritannien und Europa hätten anstoßen können.
Ab 1958 verschwand Skiffle erstmal weitgehend aus der Popmusik, nur Lonnie Donegan hielt sich noch einige Jahre erfolgreich an der Spitze und landete sogar einige Hits wie My Old Man´s A Dustman und Does Your Chewing Gum. . . . Lonnie Donegan nahm 1974/75 im Rahmen eines deutschen Skiffle-Revivals auch zwei Langspielplatten mit der Hamburger Gruppe Leinemann auf und toppte diese exzellenten Aufnahmen 1977/78 durch die LP „Putting On The Style“, auf der ihn viele einstige Skiffle-Musiker begleiteten, zum Beispiel Rory Gallagher, Leo Sayer, Brian May, Ringo Starr, Elton John, Ron Wood, Ray Cooper. . . Kurz vor seinem Tod 2002 erschienen dann noch die Live in Belfast aufgenommenen Skiffle-Sessions, zu denen Van Morrison ihn überredet hatte.
Ab 1962 dominierte die Beatmusik die Hitparaden. Und die Jugendlichen suchten sich neue Wege, um weiter Musik zu machen. Durch den Skiffle und durch Tourneen von Musikern wie Leadbelly Ende der 40er und Muddy Waters, Lonnie Johnson, oder dem American Folk Blues Festival waren sie auf den Blues und auch auf den davon abgeleiteten Rock ’n‘ Roll aufmerksam gemacht worden.