Wenige Soulsängerinnen haben in den letzten Jahren wirklich gezeigt, welche Energie hinter dem klassischen Soul und Funk stecken muss, damit die Musik glaubwürdig ist. Sharon Jones hat mit den Dap Kings die Messlatte hoch gelegt.
Von ihrem Aussehen her hat sie die schlechtesten Voraussetzungen für eine Karriere im Showbusiness: Sharon Jones fasst die Handicaps so zusammen: „Zu klein. Zu fett. Zu schwarz. Zu alt.“ Doch letztlich war es ihre Energie und ihre Stimme, die sie doch zu einer der Soul-Hoffnungen der Gegenwart machen.
Geboren wurde Sharon Jones am 4. Mai 1956 in Augusta. Schon bald zog ihre Mutter mit ihr nach Brooklyn. Doch in jedem Jahr wurde sie für paar Monate wieder in den Süden zu ihrer Familie geschickt. Und hier wuchs sie mit der Musik von James Brown und anderen Soul- und Funkmusikern auf. Ihre Karriere begann auf dem üblichen Weg: Singen im Kirchenchor, dann später bei Talentshows mit lokalen Funkbands. Um Geld zu verdienen begann sie irgendwann auch, auf zahlreichen Dance-Scheiben im Background zu singen, sang auf Hochzeiten oder arbeitete schließlich selbst als Gefängniswärterin im New Yorker Knast Riker’s Island.
1996 begann sie für Lee Fields, eine Soul-Legende der 70er, im Background zu singen bei Aufnahmen für das Indilabel Desco. Da die andern beiden Sängerinnen nicht kamen, machte sie den gesamten Backgroundgesang für das Album alleine. So bekam sie in den nächsten Jahren etliche Jobs für die Desco Super Soule Revue und konnte so unter eigenem Namen einige Singles veröffentlichen. Doch gerade, als sie auch von DJs in der Welt wahrgenommen wurde, verschwand Desco Anfang 2000 von der Bildfläche.
Doch die Musiker hielten zusammen. Und als die Band 2001 einen Sommer als Band für einen Club in Barcelona gebucht wurden, schrieben sie schnell noch die Titel für eine CD-Produktion. Denn ohne Plattenverkäufe wäre der Trip nach Europa ein finanzielles Desaster geworden. Als Ersatz für Desco wurde für eine komerzielle Vermarktung des Albums wurde das Label Daptone Records gegründet. Veröffentlicht wurde diese erstmals unter dem Namen Sharon Jones & the Dap-Kings. Die nächsten drei Jahre war die Band fast ständig auf Tour und erspielte sich den Ruf als eine der besten Bands für klassischen Soul und Funk. Und die einzelnen Bandmitglieder entwickelten gleichzeitig ihre eigenen Projekte in der Retro-Szene. Im Studio wurden die Dap-Kings unter anderem als Begleitband für Amy Winehouse’s Back to Black gebucht.
Ein Höhepunkt der Karriere kam, als Daptone Records eine Soul Revue im Irving Plaza in New York zu Jones 50. Geburtstag veranstaltete. Die ausverkaufte Show präsentierte The Mighty Imperials, The Budos Band, Charles Bradley, Naomi Davis & The Gospel Queens und als Headliner Sharon Jones mit den Dap-Kings.
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2006 schließlich erschien das von Kritikern weltweit gepriesene Album 100 Days, 100 Nights – und Sharon Jones war plötzlich in aller Munde. Eine solche Mischung aus traditionellem Rhythm & Blues kombiniert mit der rauhen Stimme von Jones war seit Jahren nicht mehr gehört worden. Mit Tourneen durch die halbe Welt festigt sie ihren Ruf. Und mit ihrem aktuellen Album „I Learned The Hard Way“ konnte sie die Begeisterung noch mehr anfachen. Immer mehr zeigt sich Jones darauf nicht nur als kraftvolle Funk-Shouterin sondern zeigt auch ihre stimmliche Variabilität für gefühlvollen Soul.
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