Ein musikalisches und philosophisches Experiment gleichermaßen ist dieses 1999 erschienene Album. Kann man die Musik der deutschen Elektronikpioniere mit einer traditionellen lateinamerikanischen Tanzkapelle spielen? Man kann, bewies der deutsche Senor Coconut.
Also auf das Rezept muss man erst mal kommen: Man nehme Klassiker der elektronischen Musik und transportiere sie auf die Notenständer einer lateinamerikanischen Tanzkapelle. Und heraus kommt eine Mixtur, die die Eigenarten beider Welten respektiert.Gemacht hat das im Jahr 1999 Senor Coconut, der in Chile ansässige Senor Coconut, mit bürgerlichem Namen Uwe Schmidt aus Frankfurt.
El Baile Alemán widmet sich dem Werk von Kraftwerk. Songs, die in ihrer gewollten Maschinenhaftigkeit zum Vorbild zahlloser Electrobands weltweit wurden. Lieder wie Trans-Europe-Epress, Die Roboter oder Autobahn wurden zu Markenzeichen der Electronic. Und sie stehen für den typisch deutschen Beitrag zur Geschichte der Popmusik.
Doch bei Senor Coconut sind diese Lieder mehr geworden. Durch die Umsetzung der Arrangements auf ein Tanzorchester beginnen die Maschinengrooves plötzlich zu atmen, werden die Maschinensongs lebendig. Die Roboter fangen an zu tanzen – aber nicht im Rhythmus der Maschinen, sondern im Groove Lateinamerikas. Und die Autobahn wird von Hitlers schnurgerader Piste zu einer holprigen Straße quer durch die Lande.
Nun mag man sagen: Was soll das Ganze anderes sein als ein Party-Gag, ein weiterer Beitrag aus der Reihe sinnloser Coverversionen? Den Vertretern der Geschmackspolizei kann man hier nur sagen: es geht bei Popmusik immer um Unterhaltung und Tanz – und genau das erreicht Senor Coconut. Und so hat das Album seine große Berechtigung.