Mit einer Schar von Gastsängern interpretiert Santana auf Guitar Heaven Klassiker des Gitarrenrocks neu. Die Songauswahl für „The Greatest Guitar Classics of All Time“ trafen Carlos Santana und Clive Davies an Hand einer entsprechenden Liste des amerikanischen Rolling Stone.
Es war eines der unwahrscheinlichsten Comebacks der Rockgeschichte der letzten Jahre. Mit Supernatural hatte Carlos Santana plötzlich ein Album auf dem Markt, das bei Eltern und Kids gleichermaßen ankam. Die Zusammenarbeit mit allen möglichen Gastsängern zwischen Rock, Blues, Soul und Hiphop hatte das möglich gemacht. Die alten Fans des begnadeten Latinrockers wandten sich allerdings mit Grausen ab. Die Platten die danach kamen, konnten natürlich nicht an den Megaerfolg anknüpfen.
Wenn in den letzten Wochen ein Album in unseren Player gekommen ist, das eineutig auf den massiven Einsatz im Radio und auf maximale Verkaufszahlen getrimmt ist, dann ist das „Guitar Heaven“ von Santana. Das Modell ist eine Kombination aus dem massiven Einsatz von Gastsängern wie bei Supernatural mit dem in den letzten Jahren von den verschiedensten Musikern veröffentlichten „Coveralben“. Wobei Sanatana, wie er in Interviews zur Platte deutlich machte, schon Angst hatte, sich an den „Mona Lisas“ der Rockgeschichte zu versuchen. Diese Angst war gerechtfertigt.
Seien wir mal ehrlich: Manche Musikklassiker passen einfach nicht zum Latin-Breitwand-Rock von Santana. Das geht schon beim Opener der Platte „Whole Lotta Love“ los. Was er hier mit Chris Cornell abliefert, ist einfach nur eine miese Kopie und fügt dem Zeppelin-Klassiker keine neue Note bei. Und so geht das weiter: Hits von den Stones, den Doors, ja selbst das zu Recht in Gitarrenläden mit Spielverbot belegte „Smoke on the Water“ werden in einer völlig glattgebügelten und auf Effekt getrimmten Breitwandproduktion zergniedelt, dass jedem geschichtsbewußten Rockfan die Gesichtsmuskeln entgleisen.
Ok, es gibt ein oder zwei gelungene Stücke. So ist „While My Guitar Gentrly Weeps“ mit India.Arie und Yo Yo Ma eine wirklich hörenswerte Version von Harrisons Lied. Und Santanas Gitarre versucht zum Glück nicht, Claptons unsterbliches Solo zu kopieren sondern klingt nach Carlos. „I Ain’t Superstitious“ mit Johnny Lang am Mikrofon ist ein unerwartet dreckiger Blues geworden. Und auch „Sunshine of Your Love“ ist mit seinen dezenten Latin-Rhythmen nicht völlig misslungen. Dafür aber ist „Little Wing“ mit Joe Cocker eine schmerzhafte Zumutung.
Von dem normalen Album existiert auch noch eine Deluxe-Ausgabe, bei der noch zwei weitere Titel (Fortunate Son mit Scott Stabb und Under The Bridge mit Andy Vargas) verwurstet werden. Außerdem gibt es zu der CD dann noch eine DVD mit dem „Making Of“ und einem recht sehenswerten Interview mit Santana und Clive Davies. Und es gibt, unverzichtbares Gimmick, ein 3D-Wackelbild des Gitarristen. Für alle Spieler von Guitar Hero könnte dies fast als Trainingsvideo verwendet werden.